27.
1. Gut sagt auch Menandros: „Wenn du ein wirklich Leiden hättest, Pheidias, Dann tät' es not, daß du ein wirklich Mittel suchst. Doch hast du keins; drum muß das Mittel nichtig sein Beim nicht'gen Leiden; bild' dir ein, daß es dir hilft! Entzaubern sollen dich die Weiber rings im Kreis Und ringsum schwefeln; und bespreng' mit Wasser dich Von drei'rlei Quell, in das du Salz und Linsen warfst !“1
2. „Denn rein ist jeder, der sich keiner Schuld bewußt !“2
3. Von der gleichen Anschauung zeugt auch das Wort Tragödie: „Orestes, welche Krankheit zehrt an dir? - Mein Schuldgefühl; ich bin mir schlimmer Tat bewußt.“3
S. c33 4. Denn in der Tat ist die Reinheit nichts anderes als die Enthaltung von Sünden.4
5. Trefflich sagt daher auch Epicharmos: „Wenn du rein dein Herz dir wahrest, ist dein ganzer Körper rein.“5
6. Dementsprechend sagen wir auch, daß man die Seelen zuerst durch die wahre Lehre von den bösen und schlechten Meinungen reinigen und sich erst dann, wenn dies geschehen ist, der Einprägung der wichtigsten Hauptlehrsätze zuwenden muß. Denn so verlangt man auch von denen, die sich in Weihen aufnehmen lassen wollen, daß sie sich gewissen Reinigungen unterziehen, bevor man ihnen die Geheimlehren überliefert; das bedeutet, daß man die gottlose Meinung erst aufgegeben haben muß, bevor man sich der wahren Überlieferung zuwenden kann.