30.
1. Wie also Gott von keinem Raum begrenzt wird1 und nicht der Gestalt irgendeines Geschöpfes ähnlich dargestellt werden kann, so hat er auch nicht die gleichen Bedürfnisse und Empfindungen wie die Geschöpfe, so daß er aus Hunger Opfer gleichsam als Nahrung begehrte.
2. Denn was einer Empfindung zugänglich ist, das ist alles vergänglich;2 und dem, was keiner Nahrung bedarf, Speise zuführen zu wollen, ist töricht.
3. Und jener Lustspieldichter Pherekrates läßt witzig in dem Stück „Automoloi“ („Überläufer“) die Götter selbst den Menschen wegen der Opfer Vorwürfe machen: S. c36 „Wenn den Göttern ihr opfert, so scheidet. zuvörderst ihr alles das aus, was den Priestern Nach der Sitte gehört, dann das für euch selbst, und dann (es ist schmählich, zu sagen) Schabt sorgsam ihr von den Schenkeln das Fleisch ganz ab bis hinauf zu dem Schambug, Und nichts als den Knochen der Hüfte für sich und dazu noch schließlich das Rückgrat, Nachdem ihr es sauber gefeilt wie mit Feilen, das teilt ihr uns zu wie den Hunden. Dann weil voreinander ihr selber euch schämt, bedeckt ihr's mit anderen Gaben.“3
4. Und Eubulos, der gleichfalls Lustspieldichter war, schreibt über die Opfer etwa so: „Den Göttern selber opfert ihr den Schwanz allein Und das Gesäß, als wären Päderasten sie.“4
5. Und in der „Semele“ läßt er den Dionysos auftreten und ausdrücklich feststellen: „Zunächst, wenn irgend jemand mir ein Opfer bringt, So opfert er mir Blut nur, Blase, Leber, Herz Und dünne Netzhaut; doch ich mag die Galle nicht Und keine Schenkelknochen.“5