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1. Ein solcher Mann kann siegreich gegen alles Furchtbare und jedes Schrecknis ankämpfen, nicht nur gegen den Tod, sondern auch gegen Armut und Krankheit und Schande und gegen alles, was damit verwandt ist, da er für die Lust unbesiegbar und über die unvernünftigen Begierden Herr geworden ist.
2. Denn er weiß genau, was S. c69 man tun und was man unterlassen muß, und kann mit voller Sicherheit unterscheiden, was wirklich zu fürchten ist und was nicht.
3. Deshalb nimmt er verständig auf sich, was ihm die vernünftige Überlegung als notwendig und pflichtgemäß bezeichnet; dabei unterscheidet er verständig, was wirklich ungefährlich ist (das ist das Gute) von dem, was nur so scheint,1 und das wirklich zu Fürchtende von dem nur scheinbar zu Fürchtenden, wozu Tod und Krankheit und Armut gehören, die es mehr mit dem Schein als mit der Wahrheit zu tun haben.
4. Er ist der wahrhaft gute Mann, der außerhalb des Bereichs der Leidenschaften steht, da er vermöge des Zustandes oder der Haltung2 seiner tugendhaften Seele über das ganze, den Leidenschaften unterliegende Leben hinausgekommen ist. Für ihn „hängt alles von ihm selbst ab“,3 wenn es gilt das Endziel zu erreichen.
5. Denn die sogenannten Schicksalsschläge sind für den Guten nichts Furchtbares, weil sie keine wirklichen Übel sind; aber die wirklichen Schrecknisse sind für den gnostischen Christen etwas Fremdes, weil sie als wirkliche Übel dem Guten ganz genau entgegengesetzt sind; und es ist unmöglich, daß dem nämlichen das Entgegengesetzte zugleich in der gleichen Beziehung und zur gleichen Zeit widerfährt.4
6. So spielt der Gnostiker „in dem Schauspiel des Lebens“5 untadelig die Rolle, die durchzuführen Gott ihm überträgt, und weiß, was er zu tun und was er zu ertragen hat.