24.
1. Mit Recht heißt es also bei Salomon: „Weisheit im Munde des Gläubigen.“1 Denn auch Xenokrates nennt in seiner Schrift „Über den Verstand ((xxx) phrnäsis)“ die Weisheit das Wissen von den ersten Ursachen und von dem geistigen Sein, wobei er eine zweifache Art von Verstand annimmt, die eine, die auf das Handeln, und die andere, die auf das wissenschaftliche Denken gerichtet ist; darin besteht, wie er meint, die menschliche Weisheit.2
2. Deshalb ist zwar die Weisheit eine Äußerung des Verstandes, jedoch nicht jede Äußerung des Verstandes Weisheit. Damit ist aber bewiesen, daß die Kenntnis des Urgrundes aller Dinge auf Glauben, aber nicht auf Beweisen beruht.
3. Denn es wäre auch ungereimt, wenn zwar die Anhänger des Pythagoras von Samos bei ihren Untersuchungen Beweise ablehnen und das Wort „er selbst hat es gesagt“ für ausreichenden Beweis ((xxx) pistis) halten und sich an diesem einzigen Worte für die Bestätigung dessen, was sie gehört haben, genügen lassen,3 dagegen diejenigen, „die die Wahrheit zu schauen, bestrebt sind“,4 es wagen sollten, dem glaubwürdigen Lehrer, dem alleinigen Heiland-Gott, den Glauben zu versagen und von ihm Beweise für das Gesagte zu fordern.
4. Er sagt aber: „Wer Ohren hat S. a168 zu hören, der höre!“5 Und wer ist damit gemeint? Epicharmos soll es sagen: „Geist nur sieht und Geist nur höret; alles sonst ist taub und blind.“6
5. Von einigen Ungläubigen sagt Herakleitos tadelnd: „Zu hören nicht fähig und nicht zu reden“,7 wobei er doch offenbar von Salomon abhängig ist: „Wenn du gerne zuhörst, wirst du es in dich aufnehmen, und wenn du dein Ohr hinneigst, so wirst du weise werden.“8