73.
1. Da es nun Gottes Wille ist, daß gerettet werde, wer den Geboten gehorsam ist und sich in Buße von seinen Sünden abkehrt, und da wir uns über unsere Rettung freuen, so machte der durch die Propheten redende Herr unsere Veranlassung, uns zu freuen, sich selbst zu eigen, S. a204 gerade so, wie er im Evangelium freundlich sagt: „Ich hungerte und ihr gabt mit zu essen, ich dürstete und ihr gabt mir zu trinken; denn was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“1
2. Wie er demnach genährt wird, ohne selbst Nahrung zu sich zu nehmen, dadurch, daß der, den er genährt haben will, genährt worden ist, so freute er sich, ohne eine Veränderung zu erleiden, weil der, der Buße getan hatte, so wie er es wünschte, zur Freude gekommen war.
3. Da aber Gott, weil er gut ist, in reichem Maße Barmherzigkeit übt,2 indem er durch das Gesetz die Gebote gab, uns durch die Propheten ermahnte3 und noch unmittelbarer durch die Erscheinung seines Sohnes die rettete und sich ihrer erbarmte, die, wie gesagt ist, Erbarmen erfahren haben,4 und da ferner in der Regel sich der Mächtigere des Schwächeren erbarmt und kein Mensch in seiner Eigenschaft als Mensch mächtiger als ein anderer Mensch ist, dagegen Gott in jeder Beziehung mächtiger als der Mensch ist, so wird, soferne wirklich der Mächtigere sich des Schwächeren erbarmt, Gott allein es sein, der sich unser erbarmt.
4. Denn ein Mensch wird aus Gerechtigkeitssinn freigebig und teilt von dem, was er von Gott erhalten hat, anderen mit sowohl auf Grund seines angeborenen Wohlwollens und seines natürlichen Verhältnisses zu ihnen als auch infolge der Gebote, denen er gehorcht.