88.
1. „Das Gebot des Herrn ist Quelle des Lebens“, das ist wirklich wahr; „es läßt dem Fallstrick des Todes entrinnen.“1 Wie ferner? Befiehlt das Gesetz nicht, die zugewanderten Fremdlinge zu lieben, nicht nur wie Freunde und Verwandte, sondern wie uns selbst, nach Leib und Seele?2
2. Ja sogar auch den Heiden hat es Achtung zuteil werden lassen und trägt auch denen nichts nach, die Übles getan haben. Es sagt ja geradezu: „Du sollst einen Ägypter nicht verabscheuen, denn du warst ein Beisasse in Ägypten.“ Dabei ist entweder der Angehörige dieses Volkes oder jeder weltlich Gesinnte als Ägypter bezeichnet.3
3. Ferner soll man die Feinde, selbst wenn sie schon an den Mauern stehen und die Stadt zu erobern versuchen, noch nicht für S. a215 Feinde halten, bevor man nicht Herolde an sie abgesandt und sie zum Frieden aufgefordert hat.4
4. Weiter verbietet das Gesetz auch, einer Kriegsgefangenen Schande anzutun und befiehlt vielmehr: „Lasse ihr dreißig Tage Zeit, zu betrauern, wen sie betrauern will! Dann laß sie ein anderes Gewand anziehen und verkehre mit ihr wie mit einer rechtmäßigen Gattin!“5 Denn das Gesetz will, daß der Geschlechtsverkehr nicht mit frevelhafter Gewalttat noch für Bezahlung, wie es bei einer Dirne der Fall ist, stattfinde, sondern der Verkehr soll allein zum Zweck der Kindererzeugung geschehen.