30.
1. Wie aber die allgemeinen Wissenschaften Beiträge für ihre Herrin, die Philosophie, liefern, so hilft auch die S. a34 Philosophie selbst mit zum Erwerb der Weisheit. Denn die Philosophie ist eifrige Beschäftigung mit Weisheit; die Weisheit aber ist die Kenntnis göttlicher und menschlicher Dinge und ihrer Ursachen. Demnach ist die Weisheit Herrin über die Philosophie, so wie diese Herrin über die vorbereitenden Wissenschaften ist.
2. Denn wenn die Philosophie verspricht, die Beherrschung der Zunge, des Bauches und der Teile unter ihm zu lehren, und ihrer selbst wegen erstrebenswert ist, so wird sie noch erhabener und vorzüglicher erscheinen, wenn man sich der Ehre und der Erkenntnis Gottes wegen mit ihr beschäftigt.1
3. Für das Gesagte wird die Schrift mit folgendem ein Zeugnis geben: Sara war schon lange unfruchtbar und war Abrahams Weib. Da Sara kein Kind gebiert, überläßt sie ihre Magd, die Ägypterin Hagar, dem Abraham, um mit ihr Kinder zu zeugen.2
4. Die mit dem Gläubigen vermählte Weisheit (als gläubig aber und gerecht wurde Abraham erachten)3 war also zu jener Zeit noch unfruchtbar und kinderlos und hatte dem Abraham noch nichts Tugendhaftes geboren; da hielt sie es begreiflicherweise für richtig, daß er sich, da es für ihn bereits Zeit zum Fortschritt war, zuerst mit der weltlichen Bildung vermähle (mit dem allegorischen Ausdruck Ägypten ist die Welt gemeint)4 und erst später sich mit ihr selbst verbinde, um entsprechend der göttlichen Vorsehung den Isaak zu erzeugen.