22.
1. Nun soll aber der Abschnitt über die Enthaltsamkeit fortgesetzt werden. Wir sagten, daß die Griechen aus S. a270 Abneigung gegen die Unbequemlichkeiten viele Aussprüche gegen die Kinderzeugung getan haben und daß die Anhänger des Marcion diese gottlos auslegten und sich undankbar gegen den Schöpfer bewiesen.
2. Die Tragödie sagt nämlich: "Dem Menschen ist es besser, nicht erzeugt zu sein; Denn bring' mit bittern Wehen Kinder ich zur Welt Und sind dann unverständig die, die ich gebar, Klag' ich erfolglos, weil ich Schlechte sehen muß, Die Wackren aber misse; sind die Kinder gut, So schmilzt mein unglückselig Herz in schwerer Angst. Was ist da Gutes dran? Genügt es nicht, wenn ich Für eine Seele sorge und die Mühen trag'?1
3. Und ferner in ähnlicher Weise: "So mein ich jetzt und meinte immer so: Die Menschen sollten doch erzeugen nie ein Kind, Erwägend, welcher Not das Kind entgegengeht."2
4. In den folgenden Versen aber führt der Dichter die Ursache der Übel deutlich auf die Uranfänge zurück, wenn er so spricht: "O der zum Unglück du und Not geboren bist, Du bist als Mensch geboren, und die Lebensnot Hast du von dort erhalten, wo die Himmelsluft Für alle sie erzeugte, spendend Lebenshauch. Beklage nicht, was sterblich, der du sterblich bist!"3