40.
1. Wir wollen nun diesen Gegenstand nicht noch weiter in alle Einzelheiten hinein behandeln und nicht noch mehr widersinnige Irrlehren erwähnen. Sonst wären wir genötigt, bei jeder einzelnen von ihnen jedesmal die Gegengründe vorzubringen, und müßten uns dieser Leute schämen und würden unsere Abhandlung allzu weit ausdehnen. Deshalb wollen wir alle Sekten in zwei Gruppen einteilen und ihren Anhängern entgegentreten.
2. Entweder nämlich lehren sie, man solle so leben, daß man keinen Unterschied zwischen gut und böse macht, oder sie überspannen den Bogen und verkündigen aus Gottlosigkeit und Gehässigkeit die Forderung der Enthaltsamkeit.
3. Zuerst wollen wir nun von der ersten Gruppe handeln. Wenn es erlaubt ist, jede Lebensart zu wählen, so sicherlich auch die enthaltsame; und wenn für den Auserwählten jede Lebensweise gefahrlos ist, so ist sicherlich das Leben in Tugend und Sittsamkeit noch weit mehr gefahrlos.
4. Denn selbst, wenn dem „Herrn über den Sabbat“1 die Freiheit gegeben ist, keine Rechenschaft ablegen zu müssen, wenn er zuchtlos lebt, so wird noch weit mehr der keine Rechenschaft geben müssen, der einen sittsamen Wandel geführt hat.
5. „Denn alles ist erlaubt, aber nicht alles ist S. a281 zuträglich“,2 sagt der Apostel. Wenn aber alles erlaubt ist, so ist gewiß auch das Sittsamsein erlaubt.
