93.
1. Erstens nun haben wir den Ausspruch nicht in den uns überlieferten vier Evangelien, sondern in dem Ägypterevangelium. Ferner scheint mir Cassianus nicht zu wissen, daß der Ausspruch mit dem männlichen Trieb den Zorn, mit dem weiblichen aber die Begierde gemeint hat; S. a314 wenn aber diese wirksam geworden sind, dann folgt Reue und Scham.
2.1 Wenn nun jemand weder dem Zorn noch der Begierde nachgibt, die beide durch schlechte Gewöhnung und schlimme Erziehung an Macht wachsen und die Vernunft beschatten und verhüllen,2 sondern den von ihnen aufsteigenden Nebel in Reue und Scham von sich verscheuchen und im Gehorsam gegen das Wort Geist und Seele vereint, dann gibt es , wie auch Paulus sagt, „unter euch weder Mann noch Weib.“3
3. Denn die Seele löst sich von der Gestalt los, durch die Männliches und Weibliches unterschieden wird, und sie wird, da sie keines von beiden mehr ist, in eine Einheit umgewandelt.4 Dieser treffliche Mann schließt sich also zu eng an Platon an, wenn er meint, daß die Seele zwar göttlichen Ursprungs sei, aber, durch die Begierde weibisch geworden, von oben herab hierher auf die Erde zu Geburt und Vergehen gekommen sei.5