95.
1. Derselbe Herr war es, der auch damals die Begierde verurteilte, die die Ehe vorwegnahm. Wenn also der Apostel sagt: „Ziehet den neuen Menschen an, der nach Gottes Bild geschaffen ist!“,1 so sagt er dies zu uns, die wir von dem Willen des Allmächtigen so gebildet worden sind, wie wir gebildet sind; „alt“ und „neu“ sagt er aber nicht in bezug auf Geburt und Wiedergeburt, sondern in bezug auf das Leben in Ungehorsam und Gehorsam.
2. Die „Kleider aus Fellen“2 hält Cassianus für die Körper. Daß sowohl er als diejenigen, die ebenso wie er lehren, sich hierin irren, das werden wir später zeigen, wenn wir die Erläuterung über die Entstehung des Menschen im Anschluß an das, was vorher gesagt werden muß, in Angriff nehmen werden. Ferner sagt Cassianus: „Die Untertanen weltlicher Herrscher zeugen und werden gezeugt;3 unser Wandel aber ist im Himmel, woher wir auch den Heiland erwarten.“4
3. Daß auch dies richtig gesagt ist, wissen wir; denn wir sollen als „Fremdlinge und Gäste“5 wandeln, die Heiratenden, als ob sie nicht heirateten, die Erwerbenden, als ob sie nicht erwürben, die da Kinder zeugen als solche, die Sterbliche zeugen, das heißt als solche, die bereit sind, ihren Besitz zurückzulassen, als solche, die, wenn es nötig ist, auch ohne Gattin leben würden, als Leute, die die Schöpfung nicht mit leidenschaftlichem Verlangen genießen,6 sondern mit aller Dankbarkeit7 und mit dem Gefühl, innerlich darüber erhaben zu sein.