41.
1. „Der Mann, dem Sprachgewandtheit fehlt, erliegt gar oft, Wenn auch gerecht sein Wort, dem sprachgewandten Mann.“1 „Mit Wortschall decken sie die klare Wahrheit zu, Daß gut nicht mehr erscheint, was so erscheinen soll.“2 So sagt die Tragödie.
2. Das sind diese zanksüchtigen Wortklauber (Eristiker), mögen sie sich nun bestimmten Richtungen anschließen oder nur ihre dialektischen Künsteleien treiben; das sind die, „die die Webebäume herabziehen und doch nichts weben“,3 wie die Schrift sagt, die sich mit nutzloser Arbeit abmühen, die der Apostel „Falschspiel der Menschen und Verschlagenheit“ genannt hat, nur „für die Arglist des Irrwahns“4 geeignet.
3. „Denn es gibt“, sagt der Apostel, „viele unbotmäßige Leute, hohle Schwätzer und Verführer.“5 Es ist also durchaus nicht zu allen gesagt: „Ihr seid das Salz der Erde.“6
4. Denn auch von denen, die das Wort gehört haben, sind manche den Meerfischen ähnlich, die, obwohl sie von Anfang an im S. a44 Salzwasser leben, doch noch Salz zur Zubereitung brauchen.
5. Ich stimme also für meinen Teil der Tragödie völlig bei, wenn sie sagt: „Mein Sohn, auch wohlgesprochene Reden können doch Auch falsch sein und besiegen durch der Worte Pracht Die Wahrheit; aber nicht dies hat den größten Wert, Vielmehr Natur und Recht. Wer durch Beredsamkeit Den Sieg erringt, ist weise zwar; mir aber scheint Die Wirklichkeit stets stärker als das Wort zu sein.“7
6. Man darf also nie darnach streben, der Masse zu gefallen. Denn mit dem, was jener Freude macht, beschäftigen wir uns nicht; was aber wir wissen, ist weit entlegen von der Geistesverfassung jener Leute.8 „Laßt uns nicht voll eitler Ruhmsucht sein“, sagt der Apostel, „indem wir einander herausfordern, einander beneiden!“9