98.
1. „Denn obwohl ich von allen Menschen unabhängig bin, habe ich mich doch allen Menschen zum Knecht gemacht“, sagt der Apostel, „auf daß ich alle gewinne“,1 und „jeder, der als Wettkämpfer auftreten will, lebt völlig enthaltsam“,2 aber „die Erde ist des Herrn und alles, was sie erfüllt“.3
2. „Wegen des Gewissens“4 muß man sich also dessen enthalten, wessen man sich eben enthalten muß. „Ich meine aber nicht das eigene Gewissen“ (denn dieses besitzt ja die Erkenntnis) „sondern das des anderen“,5 damit dieser nicht schlecht beeinflußt werde, indem er aus Unwissenheit das nachahmt, was er nicht versteht, und so ein Verächter statt eines hochgesinnten Menschen werde (d.h. die Gebote verachte, statt sie infolge seiner Erkenntnis über sie erhaben zu wissen).
3. „Denn wozu soll meine Freiheit von einem fremden Gewissen gerichtet werden? Wenn ich für meine Person etwas mit Dank genieße, warum soll ich Tadel wegen dessen erfahren, wofür ich Dank sage? Was ihr also tut, das tut alles zu Ehren Gottes!“,6 alles nämlich, was entsprechend der Glaubensregel zu tun gestattet ist.