113.
1.1 Die Liebe läßt nicht sündigen; und wenn jemand doch wider seinen Willen infolge der hinterlistigen Nachstellungen des Widersachers in eine solche Lage kommen sollte, so wird er David nachahmen und singen:
2.2 „'Ich will dem Herrn meine Sünde bekennen,3 und es wird ihm besser gefallen als ein Mastkalb, das Hörner und Klauen trägt. Die Elenden sollen es sehen und sich freuen.'4
3. Denn er sagt: 'Bringe Gott ein Lobopfer dar und bezahle dem Herrn deine Gelübde! Und rufe mich an an dem Tage deiner Bedrängnis, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen!'5 'Denn ein Opfer für Gott ist ein zerknirschter Geist.'6“
4. Daher ist auch Gott Liebe genannt,7 da er S. b78 ja gütig ist. „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses“,8 da sie weder Unrecht tut noch je Unrecht vergilt, sondern überhaupt nach dem Vorbild Gottes allen nur Gutes tut.
5. „Erfüllung des Gesetzes also ist die Liebe“,9 so wie Christus,10 das heißt die Erscheinung des uns liebenden Herrn, und unsere nach dem Vorbild Christi von Liebe zeugende Lehre und Lebensführung.
6. Durch Liebe wird ja auch das Vermeiden des Ehebruchs und des Begehrens nach des Nächsten Weib11 erst zu etwas Vollkommenem, während zuvor solche Sünden nur durch Furcht verhindert waren. Die nämliche Tat ist ja etwas Verschiedenes, je nachdem sie aus Furcht geschieht oder aus Liebe vollbracht wird, und je nachdem sie aus Glauben oder auf Grund der Erkenntnis ausgeführt wird.