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1. Die richtige Reinigung ist aber, meine ich, für einen Menschen gewissenhafte und dauernde Sinnesänderung, wenn wir uns selbst wegen unserer früheren Taten verurteilen1 und das Vergangene von uns abschütteln, indem wir nachträglich zur Erkenntnis kamen2 und uns in unserem Herzen von dem freimachten, was die Sinne ergötzt, und von unseren früheren Verfehlungen.
2. Wenn man also das Wort (xxx) epistéme (Wissen) seiner Herkunft nach S. b97 erklären und sagen soll, daß es seine Bedeutung von dem Wort (xxx) stásis (Hinstellen) erhalten habe, weil die Episteme unsere Seele, die sich zuvor bald hierher, bald dorthin treiben ließ, „fest in die Dinge hineinstellt“,
3. so muß man in der gleichen Weise auch das Wort (xxx) pistis (Glaube) seiner Abstammung nach daraus erklären, daß unsere Seele gegenüber dem wahrhaft Seienden eine Stellung ((xxx) stásis) einnimmt.3
4. Wir sehnen uns aber darnach, den kennenzulernen, der immer und in allem gerecht ist und der gerecht bleibt, ohne daß er die vom Gesetz angedrohte Strafe fürchtete oder sich vor dem das Böse verfolgenden Haß derer scheute, mit denen er zusammen lebt und die seine Verfehlungen rügen würden, oder vor den Gefahren seitens derer Angst hätte, denen er Unrecht täte.
5. Denn wer aus solchen Gründen es unterläßt, etwas Unrechtes zu tun, ist nicht aus freiem Willen gerecht, sondern nur aus Furcht gut.4
6. Epikuros sagt allerdings, der Weise, wie er ihn auffasse, wolle nicht um eines Gewinnes willen Unrecht tun; denn er könne keine Gewähr dafür erlangen, daß er dabei verborgen bleibe.5 Demnach würde er nach seiner Ansicht Unrecht tun, wenn er die Überzeugung gewinnen könnte, daß er dabei unbemerkt bleiben werde.