19.
1. Aber da sie weder, wie es recht wäre, dem Guten noch der Erkenntnis zu ihrem Heile glauben wollen, so wollen wir selbst mit ihnen in der Weise verhandeln, wie sie es ihrem Wesen nach zu hören vermögen; denn ihre Gedanken halten wir, weil alles Gott gehört,1 für unser Eigentum, und zwar vor allem, weil das, was bei den Griechen schön und gut ist, von uns stammt. Denn was verständig oder gerecht ist, das stellt dieser große Haufe nicht nach der Wahrheit, sondern nach dem fest,2 was ihm Freude macht.
2. Er freut sich aber wohl an nichts anderem mehr als an dem ihm Ähnlichen. Denn alles, was noch blind und taub ist, was kein Verständnis und keine unerschrockene und scharfblickende Sehkraft einer schaufreudigen3 Seele hat (eine Sehkraft, die der Heiland allein verleiht4) alles, was wie bei den Mysterien uneingeweiht5 und bei den Reigentänzen der Regeln unkundig, was noch nicht rein und der heiligen Wahrheit noch nicht würdig, sondern unharmonisch und ungeordnet und an den Stoff gebunden ist, all das muß sich noch außerhalb des göttlichen Reigens stellen.6
3. Denn nach Geistlichem beurteilen wir Geistliches.7 Deshalb ist die die Geheimnisse verhüllende Art der Unterweisung wahrhaft göttlich und wegen der im Heiligtum der Wahrheit aufbewahrten, geradezu heiligen Lehre für uns ganz unentbehrlich. Auf diese geheimnisvolle Darbietung wiesen die Ägypter durch die bei ihnen sich findenden sogenannten geweihten und unzugänglichen Räume, die Hebräer aber durch den Tempelvorhang8 hin.
4. Durch ihn den Tempel zu betreten, war bei ihnen nur den zu Priestern Geweihten erlaubt, das S. b135 heißt denen, die sich Gott zum Opfer dargebracht haben und wegen ihrer ausschließlichen Liebe zu Gott in ihren leidenschaftlichen Begierden beschnitten waren.9 Denn es ist, wie das auch Platons Ansicht10 war, nicht gestattet, daß ein Unreiner Reines berühre.
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Vgl. Protr. 122,3 mit Anm. ↩
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Vgl. den 3. und 4. Vers in dem Kleanthesbruchstück Strom. V 17,6. ↩
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Vgl. Platon, Staat V p. 475 E. ↩
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Vgl. ebd. VI p. 518 C. ↩
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Vgl. ebd., Phaidon p. 69 C. ↩
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Vgl. ebd., Phaidros p. 247 A. ↩
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Vgl. 1Kor 2,13. ↩
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Vgl. Hebr 9,3 ff. ↩
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Vgl. Kol 2,11; 3,5. ↩
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Vgl. Platon, Phaidon p. 67 B. ↩