37.
1. Es mag genügen, die mystische Ausdeutung (der Cherubim) soweit gehen zu lassen. Der lange Leibrock des Hohenpriesters aber ist ein Sinnbild der sinnlich wahrnehmbaren Welt,1 und zwar sind Sinnbild der sieben Planeten die fünf Edelsteine und die beiden Rubine,2 diese beiden letzteren wegen des Kronos (des Planeten Saturn) und der Selene (des Mondes); denn der eine ist mittägig und feucht und erdhaft und schwer, der Mond aber ist luftartig. Deshalb wird der Mond von manchen Artemis genannt, weil er gewissermaßen die Luft durchschneidet;3 die Luft aber ist dunkel.
2. Da die nach der göttlichen Vorsehung zu Lenkern der Planeten gesetzten Engel bei der Entstehung des Lebens auf der Erde mitwirken, beschreibt Moses mit Recht, daß sie (d.h. die sie versinnbildlichenden Edelsteine) auf der Brust und auf der Schulter angebracht waren; denn durch die Schultern4 vollzieht sich die schöpferische Tat, die erste Woche; die Brust aber ist die Wohnstätte von Herz und Seele.
3. Es sind wohl auch in einem anderen Sinn als Sinnbilder des Heils die bunten Steine anzusehen, von denen die einen auf den vorzüglicheren, die anderen auf den geringeren Teilen des ganzen zur Rettung bestimmten Körpers angebracht sind.
4. Und S. b151 die 360 Glöckchen, die an dem Leibrock hängen,5 bedeuten die Zeit des Jahres, „ein Gnadenjahr des Herrn“,6 das die große Erscheinung des Heilands predigt und mit lautem Schall verkündet.7
5. Aber auch der hochragende goldene Hut deutet auf die königliche Macht des Herrn hin,8 da ja der Heiland „das Haupt der Kirche“9 ist.
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Vgl. Philon, De vita Mos. II 117. Im übrigen weicht Clemens hier sowohl von Ex 28 als auch von Philon ab. Die Deutung des Leibrocks auf die Welt findet sich schon Weish. 18,24. ↩
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Ex 28,9 ist nur von zwei Edelsteinen die Rede. ↩
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Über diese Etymologie von Artemis vgl. Pauly-Wissowa II 1337,23. ↩
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Vgl. unten 38,2.4. ↩
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Vgl. Ex 28,29-31 (33-35), wo aber für die Glöckchen keine Zahl angegeben ist. Im Protevangelium des Jakobus 8,2 und bei Justinus, Dialogus 42 ist als Zahl der Glöckchen 12 angegeben; die talmudischen Scholien nennen die Zahlen 36 oder 72. Die von Clemens angegebene Zahl 360 ist die Zahl des Tage des Jahres ohne die fünf Schalttage (vgl. Diodoros I 13,4). Zu dem Wechsel zwischen 360 und 365 vgl. Herodotos 3,47 mit Plinius, Nat. Hist. XIX 12. ↩
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Vgl. Jes 61,2; Lk 4,19; Strom. I 145,3. ↩
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Der Ausdruck ist mit Rücksicht auf die tönenden Glöckchen gewählt. ↩
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Vgl. Philon, De vita Mos. II 116.131. ↩
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Eph 5,23. ↩