79.
1. Das Gesagte bezeugt auch der Apostel mit den Worten: „Ich kenne einen Menschen in Christus, der bis in den dritten Himmel entrückt wurde“, und von dort „in das Paradies, der unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht aussprechen darf.“1 In dieser Weise deutete er das unbeschreibbare Wesen Gottes an, wobei er die Worte „die ein Mensch nicht aussprechen darf“ nicht wegen eines Gesetzes oder aus Furcht vor einem Verbot hinzufügte, sondern um anzudeuten, daß es menschlicher Fähigkeit unmöglich sei, das Wesen der Gottheit zu schildern, da ja davon so, wie es sich gebührt, erst jenseits des dritten Himmels die zu reden beginnen, die dort die auserlesenen Seelen zu geheimen Weihen führen.
2. Ich weiß nämlich, daß sich auch bei Platon die Vorstellung von vielen Himmeln findet; denn die zahlreichen Beispiele aus der barbarischen Philosophie will ich jetzt in meiner Schrift übergehen, indem ich entsprechend meinen früheren S. b187 Versprechungen die rechte Zeit dafür abwarte.
3. Was also Platon betrifft, so ist er im Timaios unentschieden, ob er mehrere Welten oder nur diese eine annehmen soll, und macht keinen Unterschied in den Bezeichnungen, indem er die Worte „Welt“ und „Himmel“ als gleichbedeutend gebraucht.
4. Die Stelle heißt aber wörtlich: „Haben wir also mit Recht von einem einzigen Himmel gesprochen, oder wäre es richtiger gewesen, von vielen, ja von unzähligen Himmeln zu sprechen? Von einem einzigen, wenn er wirklich nach dem Urbild geschaffen sein soll.“2