102.
1. Nun betet der Gnostiker auch im Gedanken zu jeder Zeit, da er durch die Liebe eng mit Gott verbunden ist.1 Und an erster Stelle wird er Vergebung der Sünden erbitten, und dann wird er nach der Bitte, daß er nicht mehr sündigen möge, noch darum bitten, daß er Gutes tun kann und daß er die ganze Schöpfung und Weltordnung, die sich nach dem Willen des Herrn vollzieht, verstehen möge,
2. damit er endlich, „reinen Herzens“2 geworden, durch die von dem Sohne geschenkte Erkenntnis in die selige Schau „von Angesicht zu Angesicht“3 eingeweiht werde, nachdem er das Schriftwort vernommen hatte: „Gut ist Fasten mit Gebet.“4
3. „Fasten“ bedeutet aber, daß man sich überhaupt alles Bösen enthält, sowohl in Taten als auch in Worten als auch selbst in Gedanken.5
4. Die Gerechtigkeit gleicht also, wie es scheint, einem Quadrat,6 da sie nach allen Seiten hin gleich und eine und dieselbe ist, in Wort und Tat, im Vermeiden von Bösem und im Tun von Gutem, in gnostischer Vollkommenheit, ohne nach irgendeiner Seite hin irgendwie zu erlahmen, damit sie nicht als ungerecht und unbillig erscheine.7
5. Insofern also jemand gerecht ist, insofern ist er durchaus auch gläubig; insofern er aber gläubig ist, ist er noch nicht zugleich gerecht, wobei ich an die Gerechtigkeit denke, die bereits Fortschritte gemacht hat und zur Vollkommenheit gelangt ist, in dem Sinn, in dem der Gnostiker gerecht genannt wird.