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Gegen Celsus (BKV)
25.
Und vielleicht ist es ebenso gefährlich, den Namen Gottes oder des (höchsten) Gutes auf Dinge anzuwenden, denen er nicht gebührt, als die in einer gewissen geheimen Lehre gebräuchlichen Namen zu verwechseln und die den geringeren Wesen gebührenden Namen den höheren, oder die den höheren Wesen gebührenden den geringeren zu geben. Ich will nicht erwähnen, S. 34 dass man bei den Namen Zeus sofort auch an den Sohn des Kronos und der Rea denkt, an den Gemahl der Hera, an den Bruder des Poseidon, an den Vater der Athene und Artemis, an den Schänder seiner Tochter Persephone, oder bei dem Namen Apollo sofort auch an den Sohn der Leto und des Zeus, an den Bruder der Artemis und den Bruder des Hermes, da beide denselben Vater haben, und was sonst noch alles die weisen Erfinder der Glaubenssätze des Celsus und alle griechischen Theologen zu berichten wissen. Wie wäre denn die Auswahl möglich, dass zwar Zeus mit Recht so genannt würde, aber sein Vater nicht Kronos, und seine Mutter nicht Rhea wäre? Das gleiche gilt auch von den andern, die Götter genannt wurden. Dieser Vorwurf aber haftet keineswegs denen an, die nach einer gewissen geheimnisvollen Lehre Gott den Namen Sabaoth oder Adonai oder einen der übrigen Namen beilegen.
Wer aber die geheimnisvolle Lehre von den Namen philosophisch behandeln kann, der wird auch in der Benennung der Engel Gottes gar viel ausgedrückt finden. Von diesen heißt einer Michael, ein anderer Gabriel, ein dritter Raphael; sie führen diese Namen mit Rücksicht auf die Ämter, die sie nach dem Willen des allmächtigen Gottes in dem Weltganzen zu verwalten haben. Zu derselben Wissenschaft, die sich mit den Namen befaßt, gehört auch der Name unseres Jesus, der vor aller Welt schon unzählige Dämonen aus den Seelen und Leibern ausgetrieben und seine wirksame Kraft an den Besessenen ausgeübt hat.
Ferner ist noch dies über das Kapitel von den Namen zu sagen. Die des Gebrauchs der Beschwörungen kundigen Leute erzählen, dass dieselbe Beschwörungsformel in der eigenen Mundart ausgesprochen das bewirke, was sie verheiße, aber in irgendeine beliebige andere Mundart übertragen, ihre Kraft, wie man sehen könne, verliere und unwirksam sei. Es liegt also nicht in den bloßen Bezeichnungen der Dinge, sondern in den Eigenschaften und Eigentümlichkeiten der Laute (und Worte) eine innere Kraft, die dieses oder jenes bewirkt. Mit solchen Gründen werden wir auch die Christen verteidigen S. 35 können, die entschlossen sind, lieber zu sterben, als ihren Gott Zeus zu nennen oder ihm einen jener Namen zu geben, die sich in den andern Sprachen finden. Denn entweder bekennen sie ohne nähere Bestimmung den gemeinsamen Namen „Gott“, oder sie geben diesem Namen einen Zusatz: „Gott, der Urheber aller Dinge, der Schöpfer Himmels und der Erde, der dem Menschengeschlecht diese und jene erleuchtete Männer gesandt hat“, deren Name verbunden mit dem Namen Gottes bei den Menschen eine gewisse Kraftwirkung vollbringt.1
Zu dem Kapitel der Namen aber könnte man noch vieles andere denen gegenüber vorbringen, die der Meinung sind, man brauche in der Anwendung derselben nicht wählerisch zu sein. Wird Plato bewundert, wenn er im Philebos sagt: „Meine Furcht, lieber Protarchos, bezüglich der Namen der Götter ist nicht gering“, nachdem Philebos, der mit Sokrates das Gespräch führt, die Lust eine Göttin genannt hatte2, um wie viel mehr werden wir dann den Christen wegen ihrer frommen Scheu Beifall schenken, da sie keinen der in der griechischen Sagengeschichte verwendeten Namen mit dem Schöpfer der Welt verknüpfen! Doch über diesen Punkt ist jetzt genug gesagt.
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Origen Against Celsus
Chapter XXV.
And perhaps there is a danger as great as that which degrades the name of "God," or of "the Good," to improper objects, in changing the name of God according to a secret system, and applying those which belong to inferior beings to greater, and vice versa. And I do not dwell on this, that when the name of Zeus is uttered, there is heard at the same time that of the son of Kronos and Rhea, and the husband of Hera, and brother of Poseidon, and father of Athene, and Artemis, who was guilty of incest with his own daughter Persephone; or that Apollo immediately suggests the son of Leto and Zeus, and the brother of Artemis, and half-brother of Hermes; and so with all the other names invented by these wise men of Celsus, who are the parents of these opinions, and the ancient theologians of the Greeks. For what are the grounds for deciding that he should on the one hand be properly called Zeus, and yet on the other should not have Kronos for his father and Rhea for his mother? And the same argument applies to all the others that are called gods. But this charge does not at all apply to those who, for some mysterious reason, refer the word Sabaoth, or Adonai, or any of the other names to the (true) God. And when one is able to philosophize about the mystery of names, he will find much to say respecting the titles of the angels of God, of whom one is called Michael, and another Gabriel, and another Raphael, appropriately to the duties which they discharge in the world, according to the will of the God of all things. And a similar philosophy of names applies also to our Jesus, whose name has already been seen, in an unmistakeable manner, to have expelled myriads of evil spirits from the souls and bodies (of men), so great was the power which it exerted upon those from whom the spirits were driven out. And while still upon the subject of names, we have to mention that those who are skilled in the use of incantations, relate that the utterance of the same incantation in its proper language can accomplish what the spell professes to do; but when translated into any other tongue, it is observed to become inefficacious and feeble. And thus it is not the things signified, but the qualities and peculiarities of words, which possess a certain power for this or that purpose. And so on such grounds as these we defend the conduct of the Christians, when they struggle even to death to avoid calling God by the name of Zeus, or to give Him a name from any other language. For they either use the common name--God--indefinitely, or with some such addition as that of the "Maker of all things," "the Creator of heaven and earth"--He who sent down to the human race those good men, to whose names that of God being added, certain mighty works are wrought among men. And much more besides might be said on the subject of names, against those who think that we ought to be indifferent as to our use of them. And if the remark of Plato in the Philebus should surprise us, when he says, "My fear, O Protagoras, about the names of the gods is no small one," seeing Philebus in his discussion with Socrates had called pleasure a "god," how shall we not rather approve the piety of the Christians, who apply none of the names used in the mythologies to the Creator of the world? And now enough on this subject for the present.