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Gegen Celsus (BKV)
12.
Kindisch aber scheinen mir auch solche Äußerungen des Celsus zu sein: „ Ein guter Feldherr, der viele Tausende befehligte, wurde niemals verraten, aber auch kein Räuberhauptmann, der selbst ein Schurke und Anführer von Erzschurken war wenn sich seine Genossen Gewinn von ihm versprachen. Jesus dagegen wurde von den Seinigen verraten; er hat sie also weder wie ein guter Feldherr befehligt, noch nach Täuschung seiner Jünger auch nur die Zuneigung, wie sie sozusagen einem Räuberhauptmann entgegengebracht wird, den Getäuschten einflößen können“. Denn man könnte viele Geschlechter von „Feldherren“ sammeln, die von ihren Vertrauten „verraten“ und von „Räuberanführern“, die infolge der Untreue ihrer Leute „gefangen genommen worden sind“. Aber gesetzt den Fall, es sei kein „Feldherr“ und kein „Räuberhauptmann“ verraten worden, wie soll dies den Vorwurf gegen Jesus begründen können, dass einer seiner Schüler an ihm zum Verräter wurde? Da aber Celsus sich mit dem Schilde der Philosophie decken will, so möchten wir ihn fragen: Lag darin eine Anklage gegen Plato, dass Aristoteles, der zwanzig Jahre lang sein Schüler gewesen, sich von ihm lossagte, seine Lehre von der Unsterblichkeit der Seele verwarf und seine Ideen „Geträller“ nannte?1
Wir S. 122 könnten noch weiter gehen und an Celsus die Frage richten: War Plato etwa nicht mehr tüchtig in der Dialektik oder nicht mehr imstande, seine Ansichten und Gedanken darzulegen, als Aristoteles ihn verlassen hatte, und sind Platos Lehren darum falsch? Oder ist es unmöglich, dass Plato die Wahrheit lehrte, wie seine Schüler behaupten dürften, während Aristoteles schlecht und undankbar an seinem Lehrer gehandelt habe? Auch Chrysippos scheint am vielen Stellen seiner2 Schriften den Kleanthes anzugreifen und von dessen Ansichten abzuweichen, obgleich er ihn in seiner Jugend, als er erst in den Anfängen der Philosophie stand, zum Lehrer gehabt hatte. Und Aristoteles war doch, wie es heißt, zwanzig Jahre lang Platos Schüler, und Chrysippos besuchte nicht nur kurze Zeit den Unterricht des Kleanthes; Judas aber verweilte nicht ganz drei Jahre bei Jesus. In den Lebensgeschichten der Philosophen wird man viele Fälle ähnlich dem des Judas aufgezeichnet finden, wegen dessen Celsus Vorwürfe gegen Jesus erhebt. Die Pythagoreer errichteten für diejenigen, welche sich der Philosophie gewidmet hatten, dann aber wieder in das Alltagsleben zurückgekehrt waren, Grabmähler wie für Tote3; deswegen waren aber doch Pythagoras und seine Schüler nicht kraftlos und schwach in Lehre und Beweisen.
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Origen Against Celsus
Chapter XII.
And the following appear to me to be childish assertions, viz., that "no good general and leader of great multitudes was ever betrayed; nor even a wicked captain of robbers and commander of very wicked men, who seemed to be of any use to his associates; but Jesus, having been betrayed by his subordinates, neither governed like a good general, nor, after deceiving his disciples, produced in the minds of the victims of his deceit that feeling of good-will which, so to speak, would be manifested towards a brigand chief." Now one might find many accounts of generals who were betrayed by their own soldiers, and of robber chiefs who were captured through the instrumentality of those who did not keep their bargains with them. But grant that no general or robber chief was ever betrayed, what does that contribute to the establishment of the fact as a charge against Jesus, that one of His disciples became His betrayer? And since Celsus makes an ostentatious exhibition of philosophy, I would ask of him, If, then, it was a charge against Plato, that Aristotle, after being his pupil for twenty years, went away and assailed his doctrine of the immortality of the soul, and styled the ideas of Plato the merest trifling? 1 And if I were still in doubt, I would continue thus: Was Plato no longer mighty in dialectics, nor able to defend his views, after Aristotle had taken his departure; and, on that account, are the opinions of Plato false? Or may it not be, that while Plato is true, as the pupils of his philosophy would maintain, Aristotle was guilty of wickedness and ingratitude towards his teacher? Nay, Chrysippus also, in many places of his writings, appears to assail Cleanthes, introducing novel opinions opposed to his views, although the latter had been his teacher when he was a young man, and began the study of philosophy. Aristotle, indeed, is said to have been Plato's pupil for twenty years, and no inconsiderable period was spent by Chrysippus in the school of Cleanthes; while Judas did not remain so much as three years with Jesus. 2 But from the narratives of the lives of philosophers we might take many instances similar to those on which Celsus founds a charge against Jesus on account of Judas. Even the Pythagoreans erected cenotaphs 3 to those who, after betaking themselves to philosophy, fell back again into their ignorant mode of life; and yet neither was Pythagoras nor his followers, on that account, weak in argument and demonstration.