10.
Wenn wir uns aber, da wir nicht in gleicher Weise "Engel und Sonne und Mond und Sterne anbeten" gegen den Vorwurf verteidigen müssen, dass wir nicht einmal die von den Griechen als offenbare und sichtbare Götter bezeichneten Wesen anbeteten, so werden wir zur Antwort geben: Das Gesetz des Moses weiß, dass diese Wesen von Gott "allen Völkern unter dem Himmel" zugeteilt worden sind1 , aber nicht auch S. 450 denjenigen, die gegenüber allen Völkern auf Erden von Gott zu seinem auserwählten Erbe erkoren wurden2 . Es steht nämlich in dem Buche Deuteronomium geschrieben: "Und dass du nicht, wenn du deine Augen zum Himmel erhebest und die Sonne schauest, und den Mond und die Sterne, den ganzen Schmuck des Himmels, dich irrest und sie anbetest und ihnen dienest, welche der Herr, dein Gott, allen Völkern, die unter dem ganzen Himmel sind, zugeteilt hat! Uns aber hat der Herr Gott genommen und hat uns herausgeführt aus dem eisernen Brennofen, aus Ägypten, dass wir ihm ein Volk seines Eigentums würden, wie es jetzt ist"3 . Es ist also das hebräische Volk von Gott genannt ein "auserwähltes Geschlecht", eine "königliche Priesterschaft", ein "heiliger Stamm", ein "Volk zum Eigentum"4 , über das dem Abraham durch die Stimme des Herrn verkündigt wurde: "Schaue zum Himmel empor und zähle die Sterne, wenn du sie ganz zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So soll dein Same sein"5 . Dieses Volk, das die Hoffnung hatte, so zahlreich zu werden wie die Sterne am Himmel, war nicht in der Lage, die Geschöpfe anzubeten, denen es durch Verständnis und Beobachtung des Gesetzes Gottes6 ähnlich werden sollte.
Denn es ist zu ihnen gesagt: "Der Herr, euer Gott, hat euch gemehret, und siehe, ihr seid nun an Menge wie die Sterne des Himmels"7 . Und bei Daniel steht eine solche Weissagung über die Vorgänge bei der Auferstehung: "Und zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buche8 aufgezeichnet sind. Und viele von denen, die im Schoß der Erde schlafen, werden aufgeweckt werden, diese zum ewigen Leben, jene zur ewigen Schmach und Schande. Die Weisen aber werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste, und von den vielen Gerechten9 wie die Sterne auf immer und ewig"10 . S. 451 Diese Stelle hat Paulus in seinen Ausführungen über die Auferstehung benutzt, wo er sagt: "So gibt es himmlische Körper und irdische Körper; aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen, eine andere die irdischen. Eine andere Herrlichkeit ist bei der Sonne, eine andere Herrlichkeit beim Monde, eine andere Herrlichkeit bei den Sternen, denn ein Stern ist von dem andern verschieden an Herrlichkeit. So ist es auch mit der Auferstehung der Toten"11
Demnach lag kein Grund vor, dass Leute, die belehrt worden waren, sich über alle Geschöpfe gewaltig zu erheben und als Belohnung eines tugendhaften Wandels von Gott das Beste für sich zu erhoffen, dass Leute, die das Wort gehört hatten: "Ihr seid das Licht der Welt"12 und wieder: "So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, auf dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen"13 , dass Leute, die sich bemühten die strahlende und unbefleckte Weisheit14 zu besitzen, oder sie bereits erlangt hatten "als Abglanz ewigen Lichtes"15 , dass diese sich von dem sichtbaren Lichte der Sonne, des Mondes und der Sterne in solchem Grade hätten blenden lassen sollen, dass sie sich wegen des sichtbaren Lichtes jener trotz des Besitzes eines so großen geistigen "Lichtes der Erkenntnis"16 , und des wahren Lichtes"17 und "des Lichtes der Welt"18 und "des Lichtes der Menschen"19 für geringere Wesen hielten und jene anbeteten. Hätten diese wirklich angebetet werden müssen, so mußte das geschehen nicht wegen ihres sichtbaren Lichtes, das die große Menge anstaunt, sondern vielmehr wegen ihres geistigen und wahren Lichtes, wenn anders auch die S. 452 Sterne am Himmel vernünftige und sittliche Wesen sind und erleuchtet mit "dem Lichte der Erkenntnis"20 durch jene Weisheit, die "ein Abglanz ewigen Lichtes" ist21 . Denn dieses ihr sichtbares Licht ist ein Werk des Schöpfers aller Dinge, während das geistige vielleicht ihr eigener Besitz ist und aus dem freien Willen stammt, der in ihnen wirksam ist.
vgl. Dtn 4,19 ↩
vgl. Dtn 32,9 ↩
vgl. Dtn 4,19 f ↩
vgl.1 Petr 2,9. Jes 43,20 f; Ex 19,6 ↩
vgl. Gen 15,5 ↩
an Zahl ↩
vgl. Dtn 1,10 ↩
des Lebens ↩
wird ein Glanz ausgehen ↩
vgl. Dtn 12,1 f ↩
vgl. 1 Kor 15,40 f ↩
vgl. Mt 5,14 ↩
vgl. ebd 5,16 ↩
vgl. Weish 6,13 ↩
vgl. ebd 7,26; Hebr 1,3 ↩
vgl. Osee 10,12 ↩
vgl. Joh 1,9; 1 Joh 2,8 ↩
vgl. Mt 5,14; Joh 8,12 ↩
vgl. Joh 1,4 ↩
vgl. Osee 10,12 ↩
vgl. Weish 7,26; Hebr 1,3 ↩
