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Paulus spricht von diesem sogenannten Antichrist und gibt, wenn auch in etwas dunkler Lehre, Aufschluß über die Art und Weise und die Zeit seines Auftretens und über den Grund, warum er zu dem Menschengeschlechte kommen werde. Man urteile, ob die Sprache des Paulus über diesen Gegenstand nicht großartig und ob sie nur im geringsten Grade lächerlich ist. Seine Worte lauten folgendermaßen: „Wir bitten euch aber, Brüder, in betreff der Ankunft unseres Herrn Jesus [Christus] und unserer Versammlung um ihn, dass ihr euch nicht von eurem Sinne abbringen noch beunruhigen lasset, weder durch einen Geist noch durch ein Wort noch durch einen Brief, als von uns ausgesandt, als ob der Tag des Herrn nahe bevorstehe. Niemand soll euch auf irgendeine Weise betrügen, denn zuvor muß durchaus der Abfall kommen und offenbar werden der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der sich widersetzt und sich erhebt über alles, was Gott heißt oder Heiligtum, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich für Gott ausgibt. Erinnert ihr euch nicht, dass ich euch dies sagte, als ich noch bei euch war? Und nun wisset ihr, was1 aufhält, damit er erst zu seiner Zeit offenbar werde. Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon wirksam; nur dass zuvor der jetzt Hemmende aus dem Wege geschafft sein muß. Und dann wird der Gesetzlose offenbar werden, den der Herr Jesus hinwegraffen wird mit dem Hauche seines Mundes und zunichte machen wird durch den Glanz seiner Ankunft, ihn, dessen Ankunft geschieht gemäß der Wirkung des Satans mit aller Macht und Zeichen und Wundern der Lüge und mit allem Trug der Ungerechtigkeit für die Verlorenen, darum, dass sie die Liebe der S. 591 Wahrheit nicht angenommen haben zu ihrer Rettung. Und deshalb schickt ihnen Gott eine wirksame Kraft des Truges, dass sie der Lüge glauben; damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit“2 .
Diese Worte des Apostels im einzelnen zu erklären, passt nicht zu der vorliegenden Arbeit. Die Weissagung über den Antichrist ist in dem Buche Daniel3 zu lesen; sie kann den verständig und richtig urteilenden Leser zur Bewunderung der von ihm als wahrhaft göttlich und prophetisch empfundenen Worte nötigen, die sich auf die Schicksale der kommenden Reiche beziehen, von den Zeiten Daniels angefangen bis zum Untergang der Welt. Wer will, kann die Weissagung lesen. Nur die Stelle, welche den Antichrist betrifft4 ; man sehe zu, ob sie nicht so beschaffen ist5 : „Und wenn ihr Reich zu Ende geht, indem das Maß ihrer Sünden gefüllt ist, wird ein König aufstehen, unverschämten Angesichtes und der Ränke kundig. Und gewaltig ist seine Stärke; unglaubliches Verderben wird er anrichten und in seinen Unternehmungen Glück haben; er wird Starke verderben und das heilige Volk, und das Joch seiner Ketten wird Erfolge erzielen. Er wird List in seiner Hand und Stolz in seinem Herzen haben; und mit List wird er viele vernichten, zum Verderben vieler dastehen und sie zermalmen wie man Eier mit der Hand zerdrückt“6 . Was aber bei Paulus in den von uns angeführten Worten7 gesagt ist, nämlich: „so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich für Gott ausgibt“8 , das ist bei Daniel folgendermaßen ausgedrückt: „Und im Tempel wird ein Greuel der Verwüstung sein, und erst bis zur Vollendung der Zeit wird eine Vollendung gegeben werden für die Verwüstung“9 .
Ich hielt es für richtig, aus einer großen Anzahl solcher Stellen diese anzuführen, damit der Hörer, wenn S. 592 auch nur ein wenig, von dem Sinn der göttlichen Schriften, die uns über den Teufel und den Antichrist belehren, wahrnehmen können. Das Mitgeteilte genügt für diesen Zweck; deshalb wollen wir nun zu einer anderen Behauptung des Celsus übergehen und sie, so gut wir können, bekämpfen.-
