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Wir wollen aber auch eine andere Äußerung des Celsus betrachten, die so lautet: „Oder sollen der Statthalter und Unterstatthalter oder Heerführer oder Verwalter des persischen Königs oder römischen Kaisers, auch sogar diejenigen, welche mit den noch geringeren Ämtern oder Verwaltungen oder Dienstleistungen betraut sind, großen Schaden zufügen können, wenn man sie nicht achtet: die in der Luft und auf der Erde weilenden Statthalter und Diener dagegen sollten nur kleinen Schaden zufügen können, wenn man sie beleidigt?“ Man beachte nun, wie er irdische „Statthalter“ des allmächtigen Gottes und „Unterstatthalter und Heerführer und Verwalter“ und die „mit geringeren Ämtern und Verwaltungen und Dienstleistungen Betrauten“ hinstellt als solche, „die ihren Beleidigern großen Schaden zufügen“, ohne zu sehen, daß nicht einmal ein weiser Mann wünschen dürfte, jemandem zu schaden, sondern vielmehr S. 773 nach Kräften auch seine Beleidiger auf andere Wege zu bringen und zu bessern. Es müßten denn „Statthalter und Unterstatthalter und Heerführer“ des allmächtigen Gottes, von denen Celsus redet, dem Lykurg, dem Gesetzgeber der Spartaner, und dem Zeno von Kilion nachstellen. Denn als Lykurg den Mann, der ihm ein Auge ausgestoßen hatte, in seine Gewalt bekam, wollte er sich nicht nur nicht an ihm rächen, sondern hörte auch nicht auf, ihm durch Überredung zuzusetzen, bis er ihn zur Philosophie bekehrt hatte. Und Zeno gab einem Menschen, der zu ihm sagte: „Ich will des Todes sein, wenn ich [mich nicht an dir räche“, zur Antwort: „Ich aber, wenn ich] dich nicht zu meinem Freunde gewinne.“
Von den Menschen will ich gar nicht reden, die nach der Lehre Jesu gebildet sind und das Gebot vernommen haben: „Liebet eure Feinde und betet für die , welche euch mißhandeln, auf daß ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet, der seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und regnen läßt über Gerechte und Ungerechte.“ Und in den prophetischen Schriften spricht der Gerechte folgende Worte: „Herr. mein Gott, wenn ich das getan habe, wenn Unrecht ist an meinen Händen, wenn ich denen vergolten habe, die mir Böses antun, so möge ich nun von meinen Feinden entblößt niedersinken, so verfolge nun der Feind meine Seele und fasse sie und trete mein Leben zu Boden.“
