4. Der Bischof soll alle Hilfsbedürftigen unterstützen.
Was dann, wenn Dürftige nicht im Wittwenstände sind, aber der Noth wegen oder wegen Krankheit oder wegen Kindererziehung der Hilfe bedürfen? Du mußt auf alle Dürftigen Bedacht nehmen und für alle Sorge tragen. Denn die, welche Gaben spenden, geben sie nicht geradehin den Wittwen, sondern sie legen dieselben in einen Behälter zusammen und nennen Dieß freiwillige Gaben, damit du, der du die Bedrängten kennst, genau wie ein guter Haushälter ihnen von den Gaben mittheilst; denn S. 114 Gott kennt den Geber, wenn er auch selbst nicht anwesend ist, während du an den Armen austheilst, und der Arme wird den Vortheil deiner Mildthätigkeit genießen, du aber das Lob gewissenhafter Verwaltung. Sag' aber auch den Dürftigen, wer ihnen geholfen, damit sie auch namentlich für ihn beten. Allen Menschen muß man Gutes thun, ohne abzuwägen, wer Dieser oder Jener sei, denn der Herr sagt: „Jedem, der dich bittet, gib„,1 d. h. wenn er wahrhaft dürftig ist, sei er Freund oder Feind, Verwandter oder Fremdling, ledig oder verheirathet. Denn in der ganzen Schrift gibt der Herr Ermahnungen zu Gunsten der Armen und zwar durch Isaias: „Brich dem Hungrigen dein Brod, Arme und Herberglose führ' in dein Haus; wenn du einen Nackten siehst, so kleide ihn und verachte dein Fleisch nicht.“2 Und durch Daniel spricht er zum Fürsten: „Darum, o König, laß dir meinen Rath gefallen, mach' dich los von deinen Sünden durch Almosen, von deinen Missethaten durch Barmherzigkeit gegen die Armen, so wird er vielleicht deine Sünden verzeihen.„3 Und durch Salomon sagt er: „Durch Barmherzigkeit und Treue wird man gereinigt von Sünden,“4 und wieder durch David spricht er: „Selig ist, der des Armen und Dürftigen gedenkt; am Tage des Unglücks wird ihn erretten der Herr;„5 „er streuet aus, gibt den Armen, seine Gerechtigkeit bleibet ewig, sein Horn wird erhöhet in Ehren.“6 Auch Salomon sagt: „Wer sich des Armen erbarmet, der leihet auf Wucher dem Herrn, und er wird's ihm hinwiederum vergelten,„7 und: „Wer sein Ohr verstopft vor dem Schreien des Armen, der wird auch rufen, aber nicht erhört werden.“8