• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Kirchenordnungen Constitutiones Apostolorum Apostolische Konstitutionen und Kanones
Drittes Buch: Von den Wittwen

7. Kennzeichen der falschen Wittwen.

In die Herzen solcher Wittwen hat der Herr keinen Zutritt; sie sitzen nicht in ihrem Hause, um mit dem Herrn zu reden, sondern sie laufen umher, auf Gewinn sinnend, unnützes Zeug schwätzend und den Eingebungen des bösen Feindes Folge leistend. Solche Wittwen stehen mit dem Opferaltare Christi nicht in Verbindung. Denn es gibt einige Wittwen, welche nur nach Gewinn streben, und von diesen sind die einen unverschämt im Betteln und unersättlich im Empfangen und haben schon Vielen die Lust zum Geben genommen; denn statt daß sie in weiser Mäßigung mit der kirchlichen Unterstützung sich begnügen, belagern sie die Häuser der Reichen, verschaffen sich Geld zur Genüge, leihen es zu hohen Zinsen aus und sorgen nur für den Mammon; ihr Gott ist der Geldbeutel. Essen und Trinken ziehen sie jeder Tugend vor und sagen: „Lasset uns essen und trinken, denn morgen müssen wir doch sterben!„1 Die irdischen Güter und Genüsse, an denen ihr Herz hängt, halten sie für beständig dauernd, nicht für schnell vorübergehend. Denn im Geldsammeln geübt, ziehen sie den Mammondienst dem Gottesdienste vor, d. h. sie dienen dem Gewinne. Bei Gott kann eine solche Wittwe nicht wohlgefällig sein noch seiner Verehrung zugethan, noch kann sie beständig mit Gott beschäftigt sein, denn ihr Sinn und Wille ist auf Geldgewinn gerichtet. „Wo ihr Schatz, da ist auch ihr Herz.“2 Sie denkt hin und her, welche Gänge sie machen muß, um Etwas zu gewinnen, sie denkt an eine Freundin, die ihrer vergessen zu haben scheint, und welche sie jetzt wieder ansprechen will. Die Solchem nachdenkt, obliegt nicht mehr dem Gebete, sondern knechtender Sorge. Deßwegen würde sie, wenn sie etwa für Jemanden beten wollte, nicht erhört werden, denn nicht von ganzem Herzen trägt sie dem Herrn die Bitte vor, sondern getheil- S. 118 ten Sinnes. Eine Wittwe hingegen, die ihre Gedanken auf Gott richten will, bleibt zu Hause, denkt an Das, was des Herrn ist, und bringt Tag und Nacht unermüdet ihr Gebet Gott dem Herrn dar. Ähnlich der weisen und sittsamen Judith, welche Tag und Nacht für Israel zu Gott betete, wird die wahre Wittwe unablässig für die Kirche zu Gott beten, und der Herr wird sie erhören; denn nur an ihm hängt ihr Herz, sie verlangt nicht nach irdischen Gütern, ist genügsam, ihr Auge ist arglos und ihr Ohr rein und die Hände unbefleckt und ihre Füße behende; ihren Mund verunreinigt sie nicht durch Gefräßigkeit und Klatschsucht, sondern sie redet nur, was sich ziemt, und nimmt das zum Lebensunterhalte Nothwendige. Bei solcher Ehrbarkeit und Eingezogenheit wird sie Gott wohlgefallen, und wenn sie um Etwas bittet, so wird ihr die Gabe zuvorkommen, denn bei Isaias steht geschrieben: „Dann wirst du rufen und der Herr antworten; du wirst schreien und er sagen: Siehe, da bin ich!„3 Die wahre Wittwe soll nicht geldgierig, nicht hochmüthig, nicht gewinnsüchtig, nicht unersättlich, nicht leckerhaft sein, sondern mäßig, mild, ruhig, fromm, ehrbar, gerne zu Hause verweilen, Psalmen singen, beten, lesen, wachen, fasten, Gott immerdar preisen in Gesängen und Hymnen, Wolle spinnend wird sie lieber Anderen geben, als selbst um Etwas betteln, eingedenk der im Evangelium vom Herrn gelobten Wittwe, welche im Tempel zwei kleine Münzen in den Opferkasten warf, d. i. den vierten Theil des As, und bezüglich welcher der allwissende Herr und Heiland sprach: „Wahrlich sag' ich euch, diese arme Wittwe hat mehr in den Opferkasten geworfen als Alle, die hineingeworfen haben.“4 Es sollen also die Wittwen ehrbar sein, gehorsam gegen die Bischöfe und Priester und Diakonen, selbst auch gegen die Diakonissinen, ehrerbietig, schüchtern, furchtsam, nicht nach ihrem Gutdünken ein ungebundenes Leben führen und in Nichts dem Willen des Diakon entgegen handeln. z. B. S. 119 wenn sie bei Jemanden zum Essen oder Trinken eingeladen oder von Jemandem Etwas annehmen sollen. Thut sie etwas Solches ohne Geheiß, dann soll sie mit Fasten gestraft oder als frech ausgeschlossen werden.


  1. Is. 22, 13. ↩

  2. Matth. 6, 21. ↩

  3. Is. 58, 9. ↩

  4. Mark. 12, 43; Luk. 21, 3. ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (254.87 kB)
  • epubEPUB (233.51 kB)
  • pdfPDF (861.33 kB)
  • rtfRTF (719.75 kB)
Übersetzungen dieses Werks
Apostolische Konstitutionen und Kanones
Constitutions of the Holy Apostles vergleichen

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung