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S. 90 Da der selige Vater Athanasius in Gegenwart meiner Wenigkeit, und anderer Kleriker der Kirche von Alexandrien dem Ammonius, seligen Andenkens, dem Bischofe der Elearchie, und dem Hermon, Bischöfe von Bubastos, in der großen Kirche etwas vom Theodor erzählt hat, was meines Dafürhaltens deine Heiligkeit als damals anwesend gehört hat; so halte ich es für angemessen, um deine Frömmigkeit wieder daran zu erinnern, dasjenige, was er gesprochen hat, niederzuschreiben. Als die erwähnten Bischöfe den Antonius bewunderten, (denn Antonius war oft bei ihm,) sprach der Vater Athanasius zu ihnen: Ich habe in diesen Zeiten große Männer Gottes gesehen, den Theodor, Vorsteher der Mönche von Tabenna, und den Vater der Mönche um Antinoum, den Abt Pammo, welche vor Kurzem entschlafen sind. Als ich nämlich vom Julianus verfolgt wurde, und von ihm meinen Tod erwartete; denn dieses wurde mir von aufrichtigen Freunden kund gethan; kamen eines Tages die beiden genannten Männer zu mir nach Antinoum. Und da ich den Entschluß gefaßt hatte, bei Theodor mich zu verbergen, bestieg ich das Fahrzeug desselben, welches von allen Seiten bedeckt war; auch der Abt Pammo begleitete uns. Da aber kein günstiger Wind wehte, ward ich ängstlich in meinem Herzen und betete; die Mönche des Theodor aber stiegen aus, und zogen das Fahrzeug. Und da der Abt Pammo mich in meiner Trauer tröstete, antwortete ich: Glaube mir auf mein Wort, nicht so vertrauensvoll ist mein Herz zur Zeit des Friedens, wie zur Zeit der Verfolgung. Denn ich habe S. 91 die Zuversicht, daß, wenn ich für Christo leide, und durch seine Barmherzigkeit gestärkt bin, ich, wenn ich auch getödtet werde, eine noch weit größere Barmherzigkeit bei ihm finde. Und während ich noch so redete, sah Theodor den Abt Pammo an und lächelte; und da auch der Abt Pammo beinahe lächelte, sagte ich zu ihnen: Warum lachet ihr über diese meine Worte? Zeihet ihr mich etwa einer Furchtsamkeit? Hierauf sprach Theodor zu Pammo: Sage ihm, warum wir lächelten. Da aber der Abt Pammo erwiederte: Du mußt es sagen; begann Theodor: In dieser Stunde ist Julianus in Persien getödtet wochen; denn so hat Gott von ihm vorher gesagt: 2 „Ein übermüthiger, verachtender und stolzer Mann wird nichts ausrichten." Es wird nun ein christlicher Kaiser aufstehen, welcher zwar ruhmvoll, aber nur kurze Zeit leben wird. Daher mußt du nicht in die Thebais hinaufgehen und dich ermüden, sondern heimlich an das Hoflager dich begeben; denn du wirst den Kaiser auf dem Wege treffen, von ihm sehr gnädig aufgenommen werden, und zu deiner Kirche zurückkehren. Er aber wird zu schnell von Gott aus diesem Leben hinweggenommen werden. Und dieses geschah auch. Daher glaube ich, daß vorzüglich bei den Mönchen viele Gott wohlgefällige Männer verborgen sind; denn so war der selige Amun und der heilige Theodor auf dem Berge Nitria, und der Diener Gottes, der höchst glückliche Greis, Pammo verborgen.