Brief an den Priester Palladius. (Epistula ad Palladium)
Erzbischofes von Alexandrien,
Brief an den Priester Palladius.
S. 232 Dem geliebten Sohne und Priester Palladius entbietet der Bischof Athanasius seinen Gruß in dem Herrn.
Auch den Brief, welchen du allein geschrieben hast, habe ich mit Vergnügen empfangen, besonders weil du gewohnter Weise den rechten Glauben athmest. Den Grund aber, weßwegen du bei unserm lieben Innocenz lebest, habe ich nicht erst jetzt, sondern schon längst erfahren, und deine Frömmigkeit mit Wohlgefallen vernommen. Da du also auf diese Weise lebest, so schreibe und melde uns, wie die dortigen Brüder, und wie die Feinde der Wahrheit von uns denken. Was du mir aber hinsichtlich der Mönche von Cäsarea gemeldet hast, habe ich von unserm lieben Dianius vernommen, daß sie nämlich über unsern lieben Bischof Basilius aufgebracht sind und sich ihm widersetzen. Dir danke ich für die Nachricht; jenen aber habe ich das Geziemende geschrieben, damit sie als Kinder dem Vater gehorchen, und dem nicht widersprechen, was jener gut heißt. Denn wäre jener hinsichtlich der Wahrheit verdächtig, so würden sie mit Recht streiten, wissen sie aber gewiß, und wir alle glauben es zuversichtlich, daß er eine ruhmvolle Zierde der Kirche ist, und auch für die Wahrheit kämpft und diejenigen lehrt, welche der Lehre bedürfen; so darf man gegen einen solchen Mann nicht streiten, sondern man S. 233 muß ihn vielmehr seines guten Gewissens wegen lieben. Denn nach demjenigen, was der geliebte Dianius erzählte, scheinen sie ohne Grund aufgebracht zu seyn. Denn er wird, wie ich zuversichtlich glaube, für die Schwachen ein Schwacher, 1 um die Schwachen zu gewinnen; unsere Lieben aber sollen auf seine Absicht, nämlich die Wahrheit, und auf seine Verwaltung sehen, und den Herrn preisen, welcher Kappadocien einen solchen Bischof gegeben hat, wie jedes Land einen zu haben wünscht. Du nun, mein Lieber, mache ihnen dieses bekannt, damit sie, wie ich geschrieben habe, ihm Folge leisten. Denn dieses wird auch ihnen wohlwollende Gesinnungen gegen ihren Vater einflößen; dieses wird auch den Frieden in den Kirchen erhalten. Ich wünsche dir Wohlergehen in dem Herrn, geliebter Sohn!
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I. Kor. lX, 22. ↩