113. Frage.
Ob Derjenige, dem die Sorge für die Seele anvertraut ist, auch den Ausspruch: „Wenn ihr euch nicht bekehrt und wie die Kinder werdet“1 beobachten kann, zumal er mit vielen und verschiedenen Personen zu thun hat.
Antwort. Da der sehr weise Salomon sagt: „Jedes Ding hat seine Zeit,“ so müssen wir wissen, daß auch die Demuth, die Ausübung der Gewalt, die Zurechtweisung, die Ermahnung, die Schonung, das offene Auftreten, die Güte, die Strenge und, um es mit einem Worte zu sagen, jedes Ding seine Zeit hat. Daher müssen wir zu Zeiten Demuth beweisen und darin die Kinder nachahmen und besonders, wenn sich Gelegenheit bietet, einander zu ehren und zu dienen und leibliche Sorge und Pflege zu gewähren, wie der Herr gesagt hat; zu Zeiten uns aber auch der Gewalt bedienen, die uns der Herr zur Erbauung, nicht zur Zerstörung verliehen hat, wenn die Noth ein freies S. 247 Auftreten verlangt. Und wie wir bei Gelegenheit der Ermahnung Güte zu beweisen haben, ebenso haben wir bei Gelegenheit der Strenge Eifer zu zeigen und uns ebenso bei all den übrigen Vorkommnissen zu benehmen.
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Matth. 18, 2. ↩