140. Frage.
Ist Jemand im Genusse schädlicher Speisen unmäßig gewesen und in Folge dessen in eine Krankheit gefallen, ob man Den verpflegen solle.
Antwort. Die Unmäßigkeit ist offenbar eine Sünde, und man muß besonders darauf bedacht sein, wie dieses Laster geheilt wird. Denn indem der gütige Gott zeigen will, ein wie großes Übel sei, sich nicht zu beherrschen, so läßt er die Seele oft auch in solche Dinge, welche dem Leibe schädlich sind, in das Laster der Unmäßigkeit fallen, ob sie wohl nicht durch die leibliche Krankheit, die sie in Folge der Unmäßigkeit erduldet, zur Einsicht ihres Fehlers gelangen und zur Enthaltsamkeit in allen Dingen gebracht werden könne. Jedoch ist es vernünftig und human, Denen, welche sich durch Unmäßigkeit geschadet haben, schnelle körperliche Hilfe angedeihen zu lassen, aber mit Umsicht und Vorsicht, damit wir nicht bei der Heilung des Körpers die Seele ohne Heilung lassen. Sieht man daher, daß ein Solcher aus der Heilung des Körpers verständig Lehre annimmt und auch auf die Gebrechen der Seele Bedacht nimmt, so muß man ihm körperlichen Beistand leisten. Findet man aber, daß er bei der Heilung des Körpers die der Seele vernachlässigt, so ist es besser, einen Solchen den Schmerzen, die er durch seine Unmäßigkeit leidet, zu überlassen, ob er etwa mit der Zeit zur Erkenntniß seiner selbst und der ewigen Strafen gelange und für die Gesundheit der S. 262 Seele Sorge trage. „Denn wenn wir gerichtet werden, so werden wir von dem Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit dieser Welt verdammt werden.“1
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I. Kor. 11, 32. ↩