301. Frage.
Wenn aber Jemand sagt: „Mein Gewissen verdammt mich nicht“?
Antwort. Dieses tritt auch bei körperlichen Leiden ein. Denn es gibt viele Krankheiten, welche die Kranken nicht fühlen; sie glauben indessen mehr der Beobachtung der Ärzte als ihrer eigenen Gefühllosigkeit. Ebenso soll man auch bei den Krankheiten der Seele, d. i. bei den Sünden, wenn man sich auch derselben nicht bewußt ist und sie daher nicht verurtheilt, dennoch Denen glauben, welche die Mängel besser sehen können. Dieses thaten die heiligen Apostel, welche, zwar von ihrer aufrichtigen Liebe zum Herrn überzeugt, dennoch, als sie hörten: „Einer von euch wird mich verrathen,“1 lieber dem Worte des Herrn glaubten und mit einander stritten und sagten: „Bin ich es, Herr?“ Noch deutlicher aber lehrt uns Dieses der heilige Petrus, der in feuriger Demuth den Dienst seines Herrn und Gottes und Lehrers nicht geschehen lassen wollte, aber vollkommen überzeugt von der Wahrheit der Worte des Herrn, die er S. 357 hörte: „Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keinen Theil an mir,“ sagte: „Nicht allein die Füße, sondern auch die Hände und den Kopf.“2