1.
S. 71 IV. Rede.
Erste Kampfrede1 wider Kaiser Julian2.
„Höret, alle Völker, merket auf, alle Bewohner des Erdkreises3!“ Alle rufe ich mit feierlicher, lauter Stimme von weithin sichtbarer, zentraler Warte. Höret, Völker, Stämme, Nationen, Menschen jeden Geschlechtes und jeden Alters, Lebende und Kommende! Und damit meine Rede noch feierlicher ist, rufe ich euch alle, ihr himmlischen Kräfte, euch alle, ihr Engel, die ihr den Sturz des Tyrannen bewirkt, die ihr nicht einen Seon, König der Amorrhäer, nicht einen Og, König von Basan, die nur unbedeutende Herrscher waren und nur Israel, einen kleinen Teil der Erde, bedrängt hatten, vernichtet habt, sondern den Drachen4, den Apostaten, den Hochmut der Assyrer5, den gemeinsamen Widersacher und Feind aller, den weithin herrschenden Wahnsinn und Schrecken der Erde, den vielfachen Gotteslästerer6.
-
λόγος στηλιτευτικός [logos stēliteutikos], eigentlich: Säulenrede. Vgl. unten Kap. 20, 81, 92, 96 u. 5. Rede Kap. 39, 42. ↩
-
Passend lautet die Überschrift in manchen Handschriften „gegen Julian und die Hellenisten“ bzw. „gegen die Hellenisten und Julian“; Sokrates läßt sie in seiner Kirchengeschichte 3, 23 nur „gegen die Hellenisten“ gerichtet sein. ― Diese und die folgende Kampfrede wider Kaiser Julian, welche nicht vorgetragen worden waren, sondern nur literarische Bestimmung hatten, sind erst nach dem Tode Julians (gest. 26. Juli 363) verfaßt worden. ↩
-
Ps. 48, 1 [ber.: V. 2] [hebr. Ps. 49, 2]. ↩
-
Ezech. 29, 3. Offenb. 12, 3 ff.; 13, 2; 16, 13; 20, 2. ↩
-
Vgl. Is. 10, 12. ↩
-
Quellen für die Geschichte Julians sind zunächst dessen eigene Schriften, welche aber von Gregor mit Ausnahme des Rhetorenediktes und des gegen die Antiochener gerichteten Misopogon nicht benützt werden, ferner das Geschichtswerk des Ammianus Marcellinus, das in den Kapiteln 15–25 das Leben Julians von seiner Erhebung zum Cäsar bis zu seinem Tode behandelt, und die an historischem Werte zurückstehenden Briefe und Reden des Libanius (vgl. besonders seine Reden: Εἰς ̓Ιουλιανὸν ὕπατον, Μονῳδία, ̓Επιτάφιος [Eis Ioulianon hypaton, Monōdia, Epitaphios]). Von christlichen Geschichtswerken kommen als Quelle vor allem in Betracht das erste Buch der Fortsetzung von Eusebs Kirchengeschichte durch Rufinus, das siebte Buch der Kirchengeschichte von Philostorgius, das dritte Buch der Kirchengeschichte des Sokrates, das fünfte Buch der Kirchengeschichte des Sozomenus und das dritte Buch der Kirchengeschichte des Theodoret von Cyrus. ― Literatur über Julian: W. Koch, Kaiser Julian der Abtrünnige, Leipzig 1899 (25. Suppl. Bd. der Jahrbücher für klass. Philologie S. 331–448); Paul Allard, Julian l’Apostat. I. Paris 1900; II. 1903; III. 1903; Eug. Müller, Kaiser Julianus, Hannover 1901; R. Asmus, Die Invektiven des Gregorius von Nazianz im Lichte der Werke des Kaisers Julian (Zeitschrift für Kirchengeschichte, 33. Bd. Gotha 1910, S. 325–367); Joh. Geffcken, Kaiser Julianus, Leipzig 1914; Wilh. Enßlin, Kaiser Julians Gesetzgebung und Reichsverwaltung. (Klio Bd. 18. Leipzig 1922, S. 104–199). ↩