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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Gregory of Nazianzus (329-390) Oratio 09: Apologeticus ad patrem 9. Rede: Verteidigungsrede, gehalten vor seinem Vater

2.

Da ich höre, daß nach dem Berichte der Evangelien der Hauptmann zwar um ein Wunder bat, aber, weil sein Haus nicht die göttliche Würde und Größe fassen könnte, (den Herrn) ersuchte, nicht persönlich zu erscheinen, brauche ich mir wegen meiner Schüchternheit und Niedergeschlagenheit keinen Vorwurf zu machen. Wie die Sonne das Auge blendet, so erinnert Gott den, dem er erscheint, an seine Schwachheit. Den einen ist Gott Licht, den anderen Feuer, je nach der Natur und Verfassung des einzelnen. Was wissen wir von Saul? Er wurde gesalbt, erhielt Anteil am Geiste und war seinerzeit ein Mann des Geistes. Auch ich kann nichts anderes lehren. Wurde er doch auch Prophet und zwar wider Erwarten und in außergewöhnlicher Weise, so daß aus dieser wunderbaren Tatsache das noch jetzt übliche Sprichwort entstand: „War auch Saul unter den Propheten1?“ Da er sich jedoch nicht ganz dem Geiste hingab und sich nicht aufrichtig der Verheißung gemäß2 S. 251 zu einem neuen Menschen umwandelte, vielmehr noch ein alter Funke von Sündhaftigkeit und etwas vom bösen Keime in ihm verblieb und Geist und Fleisch sich in ihm bekämpften: ― wozu soll ich all das Schlimme aufzählen? Ihr kennt den bösen Geist und wißt von dem Psalmensänger, der ihn besänftigte3. Wenn es auch nicht unwürdige Menschen sind, an welche sich die Gnade heftet, und wenn auch die Werkzeuge, deren sie sich bedient, nicht schlimm und widersetzlich sind, da nach einem schönen Worte4, von dem ich überzeugt bin, die Weisheit nicht in eine böswillige Seele einzieht, so ist doch, wie ich glaube, wegen der Wandelbarkeit und Veränderlichkeit der menschlichen Beschaffenheit und Natur die Bewahrung der Würde und Gefügigkeit gewiß keine kleinere Aufgabe als deren erstmalige Erwerbung. Sooft die Gnade ― um das schlimmste und auffallendste Übel zu erwähnen ― Aufgeblasenheit wirkte, entfernte sie die von Gott, welche sich ihm nicht ehrlich genähert hatten, und wir wurden im Augenblick unserer Erhebung gestürzt, damit „die Sünde, welche durch das Gute mir den Tod wirkte, über die Maßen sündhaft würde5.“


  1. 1 Kön. 10, 12 [1 Samuel nach neuerer Zählart]. ↩

  2. Ebd. [1 Kön.] 10, 6 [1 Samuel nach neuerer Zählart]. ↩

  3. 1 Kön. 16, 14 ff. [1 Samuel nach neuerer Zählart]. ↩

  4. Weish. 1, 4. ↩

  5. Röm. 7, 13. ↩

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9. Rede: Verteidigungsrede, gehalten vor seinem Vater

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