3.
Und ich sagte: „Gewiß dürfte der Ansicht, daß die Elemente des Körpers sich zusammenfinden und auch wieder sich trennen, und daß hiedurch der Leib entsteht und stirbt, wohl niemand entgegentreten. Da aber zwischen diesen ein großer Unterschied festzustellen ist, weil sie in bezug auf örtliche Lage, verschiedene Eigenschaften und Bestimmtheiten voneinander abweichen, so ist zwar richtig, daß, wenn die Elemente sich um den Grundstoff versammelt haben, jene geistige und ausdehnungslose Natur, die wir Seele nennen, mit allen zum Körper vereinigten Bestandteilen sich innig verwächst; wenn dieselben aber wieder voneinander getrennt werden und dahin gehen, wohin die Natur ein jedes führt, wie wird es ihr alsdann ergehen, wenn ihr das Fahrzeug in alle Windrichtungen zerstreut wird? Wie ein Schiffer, wenn sein Fahrzeug durch Schiffbruch zerschellt, da er nicht auf allen da- und dorthin im Meere umhergeschleuderten Teilen des zertrümmerten Schiffes zugleich schwimmen kann, jedenfalls halt1 den nächsten besten ergreifen und die anderen den Wogen überlassen wird, ebenso wird die Seele, da sie bei der Auflösung der Elemente sich nicht mit denselben auflösen kann, jedenfalls, wenn sie wirklich vom Körper untrennbar ist, mit irgendeinem Elemente sich verbinden und von den anderen sich trennen. Und so kommen wir schließlich zu dem Ergebnis, daß wir ebensowenig an ihre Unsterblichkeit glauben, weil sie mit einem Körperbestandteil verbunden lebt, als an ihre Sterblichkeit, weil sie in den übrigen nicht lebt.“
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So übersetzt Hayd das γάρ, [gar] während Öhler u. a. den Satz mit γάρ [gar] in Klammern setzen. ↩