3.
„Wenn du aber auf die Bezeichnungen von verschiedenen Körperteilen wie der Zunge, des Auges und des Fingers im Gespräche der beiden, die doch gar keinen Körper haben, nur etwas genauer achtest, so wirst du, falls du den Sinn dieser Wendungen verstehen willst, ohne Zweifel zugeben, daß sie zu der Ansicht stimmen, welche wir über die Seele vermutungsweise aussprachen. Denn wenn die Verbindung der Elemente das Wesen des ganzen Körpers ausmacht, so muß doch die Natur der einzelnen Körperteile von dem nämlichen Gesichtspunkte aus betrachtet werden. Wenn nun die Seele den Elementen des Leibes, wenn sie in das All zurückfluten, überhaupt gegenwärtig bleibt, so wird sie nicht bloß die Gesamtheit derselben, insofern sie den ganzen Leib bildeten, kennen und begleiten, sondern sie ist sich auch vollständig über jene Elemente klar, welche den besonderen Bestandteil der einzelnen Körperteile ausmachten. S. 289 Darum ist es keineswegs unwahrscheinlich, daß die Seele bei den einzelnen Elementen ebenso verharrt wie bei deren Gesamtheit. Und wenn nun jemand im Hinblick auf die Elemente, welche der Potenz nach die einzelnen Glieder des Körpers bilden (und bei denen die Seele bleibt), die Ansicht vertritt, die Heilige Schrift schreibe der Seele in diesem Sinne Finger, Auge, Zunge und die anderen Glieder zu, so wird er von der Wahrheit nicht allzu entfernt sein. Wenn also sämtliche Einzelheiten in der Schrifterzählung den Geist von einer körperhaften und buchstäblichen Auffassung der Ausdrücke abziehen, so ist es doch nur naheliegend, auch die hier erwähnte Unterwelt nicht für einen Ort zu halten, sondern für einen unsichtbaren und körperlosen Zustand, in welchem nach der Lehre der Schrift die Seele fortlebt.“