• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Grégoire de Nysse (335-394) Dialogus de anima et resurrectione Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
§12. Die Affekte der Seele nach dem Tode.

2.

„Infolge dieser Tatsache erleidet demnach die Seele, auch wenn sie von jenen Affekten und Bewegungen frei geworden ist, in ihrer Vereinigung mit dem Guten keine Einbuße, indem sie sich auf sich selbst zurückzieht und sich bis in ihr tiefstes Wesen zu erfassen vermag und hiedurch in ihrer eigenen Schönheit wie in einem Spiegel und Abbild das Urbild schauen kann. Denn in Wahrheit kann man sagen, die wirkliche Gottähnlichkeit bestehe darin, daß unsere Seele den Allerhöchsten einigermaßen nachahmt; denn seiner Natur nach alle Begriffe übersteigend und über die Eigenschaften, die wir an uns beobachten können, hoch erhaben, ist sein Leben ganz andersartig und nur ihm zukommend, keineswegs mit dem vergleichbar, das wir hienieden führen. Denn wir Menschen sind, weil unsere Natur unaufhörlich in Bewegung ist, gewohnt, uns auf das zu stürzen, wohin der Wille sich richtet; dabei verhält sich unsere Seele nicht gleichmäßig sozusagen nach vorwärts und nach rückwärts. Die Hoffnung nämlich leitet die Bewegung nach vorwärts, die Erinnerung aber schließt sich dieser vorwärtsgehenden Bewegung an. Wenn nun die Seele zu wahrhaft Schönem sich hinwendet, so drückt eine solche Wendung der Erinnerung eine heitere, glänzende Spur ein; hat sie dagegen, weil ein Trugbild von Schönheit die davon befangene Seele täuschte, im Schönen sich geirrt, so wird die Erinnerung, welche dieser Seelenbewegung folgt, zur Scham, und so entsteht in der Seele ein Kampf, indem die Erinnerung gegen die Hoffnung Krieg führt, weil sie den Willen so schlecht lenkte. Denn der Affekt der Scham weist deutlich auf eine Geistesverfassung hin, in welcher die Seele wegen des Begangenen sich abhärmt, indem sie ihr törichtes Beginnen mit der Reue wie mit einer Geißel züchtigt und gerne zu ihrer Unterstützung die Vergessenheit heranziehen möchte. Weil arm an Schönem, trägt unsere Natur stets ein Verlangen nach dem, was ihr mangelt; und das Verlangen nach diesem ist eben das Begehrungsvermögen unserer Natur, welches entweder von falschem S. 293 Urteil geleitet das, was wirklich schön ist, verfehlt, oder auch erreicht, was zu erreichen gut ist. Anders ist es allerdings mit der jeden Begriff des Guten überragenden und über alle Macht erhabenen Natur, die da nichts von dem, was man nur immer als gut betrachtet, benötigt, weil sie selbst die Fülle alles Guten ist, die da auch nicht erst durch Teilnehmen am Schönen zum Besitz des Schönen gelangt, sondern die wesenhafte Schönheit ist, ― diese gestattet, was der Geist auch immer als schön bezeichnen möchte, der Bewegung der Hoffnung keinen Zutritt (die Hoffnung regt sich ja nur in bezug auf das, was man noch nicht besitzt); auch der Apostel sagt: was man schon hat, wie soll man dies noch hoffen (Röm. 8, 24), noch ist sie der Tätigkeit der Erinnerung bedürftig; denn an das, was man vor Augen hat, braucht man sich nicht erst zu erinnern. Da also die göttliche Natur alles Gute weit überragt, das Gute aber mit dem Guten vertraut ist, darum will sie, ihren Blick auf sich selbst richtend, nur das, was sie hat, und zugleich hat sie bereits, was sie will, weshalb sie nichts ersehnt, was außerhalb ihrer gelegen ist. Denn außer ihr gibt es nichts als das Böse; dessen Sein besteht aber, wie sonderbar es auch klingen mag, im Nichtsein; das Böse besteht nämlich in der Beraubung des Seienden1. Wahres Sein kommt bloß der Natur des Guten zu; was also nicht in dem Seienden ist, ist im Nicht-Sein.“


  1. Hayd bemerkt hiezu: der hier zugrunde liegende Begriff der Beraubung ist nicht der der einfachen Negation, sondern der des Mangels eines Sein-Sollenden; darum kann man auch vom Maulwurf nicht sagen, er sei der Augen beraubt, obgleich er keine hat. ↩

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (93.17 kB)
  • epubEPUB (79.17 kB)
  • pdfPDF (290.38 kB)
  • rtfRTF (227.56 kB)
Traductions de cette œuvre
Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
Commentaires sur cette œuvre
Einleitung zum Gespräch mit Makrina „Über die Seele und die Auferstehung"

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité