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Werke Gregor von Nyssa (335-394) Dialogus de anima et resurrectione Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
§14. Die Ansicht von der Seelenwanderung.

2.

„Doch,“ sagte ich, „wie mir scheint, führte uns der Verlauf der Rede auch auf die Lehre von der Auferstehung, welche ja auf Grund der Heiligen Schrift als durchaus wahr und zuverlässig gelten muß, ohne daß irgendein Zweifel gestattet wäre. Da aber unser schwacher Menschenverstand durch leichtfaßliche Gründe und Beweise eine Stütze bekommt und bereitwilliger für die Glaubenslehre wird, so dürfte es gut sein, auch an diesem Punkt nicht ohne nähere Untersuchung vorüberzugehen. Sehen wir zu, was hier zu sagen ist!“

Meine Lehrerin sprach nun: „Die außerhalb unserer christlichen Philosophie Stehenden haben die Lehre von S. 302 der Auferstehung zum Teil berührt, wenn auch in verschiedener Weise. Hiebei stimmen sie weder mit unserer Lehre vollständig überein, noch wollen sie dieselbe ganz verwerfen. Manche ziehen bei dieser Gelegenheit das Menschliche in den Staub durch die Behauptung, die nämliche Seele gehöre bald einem Menschen, bald einem Tiere an, indem sie zuerst in einem menschlichen Körper wohne, dann aber die Leiber wechsle und nach Belieben immer in andere übergehe, sei es, daß sie ein Vogel werde oder ein Wasser- oder auch ein Landtier, und schließlich wieder zur Menschennatur zurückkehre. Einige dehnen diese Albernheit sogar bis zu den Sträuchern aus und meinen, der Menschenseele sei auch das Leben im Holze entsprechend und zusagend. Andere jedoch sind der Ansicht, sie gehe nur von einem Menschen in einen anderen über und das menschliche Leben (aller Jahrhunderte) werde von den nämlichen Seelen gelebt, indem die nämlichen Seelen ohne Unterbrechung bald in diesen Menschen Wohnung nähmen, bald in jenen. Von den Glaubenslehren der Kirche ausgehend, können wir diese philosophischen Ansichten nur nach der einen Seite begrüßen, daß sie in gewisser Beziehung doch eine Übereinstimmung mit unserer Lehre von der Auferstehung aufweisen. Denn die Anschauung, die Seele ziehe nach ihrer Trennung von diesen Körpern wieder in andere, steht nicht in unüberbrückbarem Gegensatz zu dem Wiederaufleben, das wir hoffen. Auch unsere Lehre hält nämlich daran fest, unser Leib bestehe jetzt und später wiederum aus den Elementen der Welt; die Außenstehenden sind derselben Ansicht, und sie dürften auch auf den Gedanken kommen, es gäbe eine andere Körpernatur, die nicht aus der Vereinigung von fremdartigen, neuen Elementen gebildet wäre. Der Unterschied besteht aber darin, daß nach unserer Lehre der nämliche Körper und die nämliche Seele, und zwar aus denselben Bestandteilen sich zusammenfinde, daß dagegen nach der Ansicht jener Nicht-Christen die Seele in andere Körper übergeht, teils in vernunftbegabte, teils in vernunft- und empfindungslose, freilich mit dem Zugeständnis, daß diese aus den Elementen unserer Welt bestünden, dagegen nicht aus den Bestandteilen, welche im früheren Leben mit S. 303 der Seele verbunden und verwachsen waren, was gerade im Gegensatz zu unserer Glaubenslehre steht. Wir können demnach sagen, die heidnische Philosophie bezeuge selbst die Wahrscheinlichkeit, daß die Seele abermals einen Körper annehme. Da bietet sich also die beste Gelegenheit, einerseits die Unhaltbarkeit der nicht-christlichen Anschauung darzutun, andererseits in logischer Abfolge die Wahrheit unserer Lehre ans Licht zu stellen. Was sollen wir hierüber darlegen?“

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Übersetzungen dieses Werks
Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung zum Gespräch mit Makrina „Über die Seele und die Auferstehung"

Inhaltsangabe

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