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Werke Gregor von Nyssa (335-394) Dialogus de anima et resurrectione Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
§17. Einwände gegen die Auferstehung.

2.

„Was soll ich mich aber bei diesen mehr untergeordneten Bedenken aufhalten und gerade die ernstesten beiseite lassen? Denn wer wüßte nicht, daß die Natur des Menschen einem Strome gleicht, weil sie von der Geburt bis zum Tode in steter Bewegung sich befindet und dieselbe erst einstellt, wenn sie ihr Sein aufgibt? Diese Bewegung ist keine solche von einem Ort zum anderen ― denn die Natur geht nicht aus sich selbst heraus ― sondern sie besteht in einer Veränderung, die sich beständig an ihr selbst vollzieht. Die Veränderung aber läßt den hier in Betracht kommenden Körper während seiner ganzen Existenz niemals auf der nämlichen Stufe verharren (denn wie könnte das, was sich stets verändert, imstande sein, sich gleich zu bleiben), sondern wie die Flamme der Lampe dem Aussehen nach zwar immer dieselbe zu sein scheint (denn die Stetigkeit ihrer Bewegung ruft den Eindruck hervor, als ob sie, ohne je zu wechseln, immer die nämliche wäre), in Wahrheit aber immerwährend sich ablöst und niemals die gleiche ist (denn sobald Flüssigkeit durch die Hitze aufgesogen ist, wird sie zwar in eine Flamme, aber zugleich auch, indem sie brennt, in Dampf verwandelt, und so wird durch die Kraft der Umwandlung das Emporzüngeln der Flamme bewirkt, welche dann ihrerseits allen S. 323 verbrennbaren Stoff sofort in Dampf umsetzt) ― wie man nun die Flamme nicht zweimal an derselben Stelle berühren kann (denn der unaufhörliche Verwandlungsprozeß der Flamme setzt nicht aus, um eine zweite Berührung zu ermöglichen, auch wenn sie noch so rasch auf die erste folgt), sondern die Flamme immer erneuert und verjüngt wird, weil stets neu geboren und sich ablösend, so daß sie niemals auf demselben Punkte bleibt: etwas Ähnliches findet auch hinsichtlich der Natur unseres Körpers statt; denn der Zu- und Abfluß, der durch den Verwandlungsprozeß in unserer Natur vor sich geht, ruht niemals und wird erst stillestehen, wenn das Leben erlischt. Solange aber das Leben andauert, kennt die Natur unseres Körpers keinen Stillstand; denn fortwährend füllt oder entleert sie sich oder sie vollzieht beide Prozesse zugleich. Wenn man also nicht einmal heute mehr derjenige ist, der man gestern war, sondern in einen anderen sich verwandelt, so wird, wenn die Auferstehung unseren Leib zum Leben zurückführt, jeder einzelne von uns sozusagen zu einem förmlichen Volk von Menschen, so daß kein Volksteil fehlt; nicht der Embryo, nicht der Säugling, nicht der Knabe, nicht der Jüngling, nicht der Mann, nicht der Vater, nicht der Greis, überhaupt keine der menschlichen Altersstufen.“

„Wenn ferner sowohl die Keuschheit als die Unkeuschheit im Fleische geübt wird, wenn dann sowohl jene, welche des Glaubens wegen heftige Schmerzen aushalten, als auch jene, die hiefür zu weichlich waren, die beiderseitige Handlungsweise aber auf das innigste mit Sinnesempfindung verbunden war, in welcher Weise soll da Auferstehung erfolgen, damit der Gerechtigkeit zum Siege verholfen werde? Oder wenn ein Mensch jetzt zwar sündigt, später aber durch Reue sich reinigt, hierauf jedoch abermals in Sünde zurückfällt, und wenn nach dem Laufe der Natur sowohl der befleckte als der unbefleckte Leib sich umwandelt und keiner von ihnen fortwährend verharrt, was für ein Leib wird dann mit dem Zuchtlosen gezüchtigt werden? Etwa der, welchen er hatte, als er dem Tode nahe war, und der im Alter zusammenschrumpfte? Allein das wäre ein anderer als jener, der gesündigt hatte! Oder aber der, der durch S. 324 Leidenschaft befleckt ward? Aber wo bliebe dann der Greis? Denn entweder wird dieser nicht auferstehen und somit die Auferstehung für ihn wertlos sein, oder aber er wird auferstehen, dann wird der schuldige Leib der Strafe entgehen!“

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Übersetzungen dieses Werks
Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung zum Gespräch mit Makrina „Über die Seele und die Auferstehung"

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