18. Kap. Die auf uns gekommenen Schriften Justins.
Justin hat uns sehr viele und äußerst nützliche Denkmäler seines gebildeten, auf das Religiöse gerichteten Geistes hinterlassen. Wir geben seine uns bekannt gewordenen Schriften zum Gebrauche an, damit sie von den Lernbegierigen verwertet werden. Eine Schrift Justins ist an Antoninus Pius, seine Söhne und den römischen Senat gerichtet und tritt für unsere Lehren ein, eine andere Schrift enthält eine weitere Verteidigung unseres Glaubens und ist an den Nachfolger des erwähnten Kaisers, seinen Namensvetter Antoninus Verus1 gerichtet, dessen Zeit wir jetzt gerade behandeln.2 Eine andere Schrift, an die Hellenen gerichtet, in welcher er sich ausführlich über sehr viele von uns und den griechischen Philosophen behandelte Fragen verbreitet, erörtert die Natur der Dämonen; es dürfte überflüssig sein, hier darauf einzugehen. Ferner ist noch auf uns gekommen eine andere Schrift gegen die Hellenen, die er auch „Widerlegung“ betitelte, außerdem eine Arbeit über die Einheit Gottes, in welcher er nicht nur aus unseren Schriften schöpfte, sondern auch aus griechischen Werken, schließlich eine Abhandlung mit der Überschrift „Psalter“ und eine Lehrschrift über die Seele, worin er verschiedene Forschungen über das in der Überschrift genannte Thema vorträgt und die Ansichten der griechischen Philosophen anführt S. 190 mit dem Versprechen, in einer anderen Schrift diese Ansichten zu widerlegen und seine eigene Anschauung darzulegen.3 Auch verfaßte Justin einen Dialog gegen die Juden, den er zu Ephesus mit Tryphon, dem damals bedeutendsten Hebräer, gehalten hatte. In demselben teilt er mit, wie ihn Gottes Gnade zum Bekenntnis des Glaubens geführt, welchen Eifer er auf die Philosophie verwandt und mit welch feuriger Begeisterung er sich der Erforschung der Wahrheit gewidmet hat.4 Er erzählt daselbst von der jüdischen Hetze gegen die Lehre Christi, indem er sich mit folgenden Worten an Tryphon wendet:5 „Nicht nur habt ihr eure bösen Taten nicht bereut, ihr habt sogar bevorzugte Männer auserwählt und sie damals von Jerusalem aus über die ganze Erde ausgesandt, indem ihr erklärtet, im Christentum sei eine gottlose Häresie erschienen, und uns nach Art all derer, welche uns gar nicht kennen, beschimpftet. Ihr tragt daher nicht nur die Verantwortung für eure eigenen Sünden, sondern auch für die Sünden aller übrigen Menschen überhaupt.“ Justin schreibt auch, daß die prophetischen Gaben zu seiner Zeit noch in der Kirche leuchteten.6 Auch erwähnt er die Offenbarung des Johannes und bemerkt ausdrücklich, daß sie ein Werk des Apostels sei.7 Er verweist auf einige prophetische Aussprüche, um Tryphon zu zeigen, daß sie von den Juden aus der Schrift entfernt worden sind.8 Noch zahlreiche andere Schriften von seiner Hand befinden sich bei vielen Brüdern.9 Schon bei den Alten genossen die Arbeiten Justins solches Ansehen, daß Irenäus Worte Justins zitiert. Im vierten Buche ,,Gegen die Häresien“10 erklärt er: „Mit Recht be- S. 191 hauptet Justin in seiner Schrift gegen Marcion:11 „Ich würde dem Herrn selbst keinen Glauben geschenkt haben wenn er neben dem Weltschöpfer noch einen anderen Gott gelehrt hätte.“ Und im fünften Buche der gleichen Schrift12 sagt er: „Mit Recht behauptete Justin: Vor der Erscheinung des Herrn hat der Satan niemals gewagt, Gott zu lästern, da er seine Verdammung noch nicht wußte.“
Soviel ist notwendig zu sagen, um die Lernbegierigen zu veranlassen, sich eifrig mit den Schriften Justins zu befassen. Dies ist die Geschichte Justins.
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= Mark Aurel. ↩
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Die nunmehr als Apol. I u. II bezeichnete Schrift Justins bildete ursprünglich ein einziges Buch, welches an Antoninus Pius und seine Mitregenten gerichtet war. Da Eusebius in IV 8 u. 17 Stellen aus der jetzigen zweiten Apologie als Zitate aus der ersten Apologie erklärt, so ist entweder anzunehmen, daß — was wahrscheinlich ist — er sich geirrt hat oder daß er unsere erste und zweite Apologie als ein einziges Ganzes, als erste Apologie, ansah und daß er außer dieser noch eine weitere, jetzt verlorengegangene Apologie kannte. — Sonderausgaben der Apologien: von G. Rauschen in Florilegium patrist. (Bonn 1904), J. M. Pfättisch (Münster i. W. 1912), G. Krüger in Sammlg. ausgew. Quellenschr. (Freiburg i. B.4 1915). Deutsch von G. Rauschen, in „Bibl. der Kirchenväter“ 12 (1913). ↩
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Die beiden Schriften gegen die Hellenen, die Schrift über die Einheit Gottes, über den Psalter und über die Seele sind verlorengegangen. ↩
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Dial. 2—8. ↩
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Ebd. 17. ↩
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Ebd. 82. ↩
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Ebd. 81. ↩
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Ebd. 71—73. ↩
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Sonderausgabe des Dialogs besorgte G. Archambault (Paris 1909). Deutsch von Ph. Haeuser, in „Bibl. der Kirchenväter“ 33 (1917). ↩
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IV 6, 2. ↩
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Auch diese Schrift Justins ist verlorengegangen. ↩
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V 26, 2. ↩