2. Kap. Die Schicksale der Juden unter Trajan.
Die Lehre unseres Erlösers und seine Kirche blühten täglich mehr auf und machten immer größere Fortschritte. Die Juden aber gerieten durch stets neue Unglücksfälle in immer größere Not. Als der Kaiser das 18. Jahr seiner Regierung angetreten hatte, erregten die Juden einen neuen Aufstand, der ihnen viele Leute kostete. In Alexandrien wie in dem übrigen Ägypten und auch in Cyrene ließen sie sich, von einem bösen, revolutionären Geiste ergriffen, dazu herbei, sich gegen ihre griechischen Mitbürger zu erheben. Da sie den Aufstand weithin ausdehnten, entfachten sie im folgenden Jahre, S. 157 während Lupus Statthalter von ganz Ägypten war, einen nicht unbedeutenden Krieg. Im ersten Treffen siegten die Juden über die Griechen,1 welche nach Alexandrien flohen, wo sie die daselbst wohnenden Juden gefangennahmen und niedermachten. Die Juden in Cyrene fuhren, obwohl sie von den alexandrinischen Juden keine militärische Unterstützung mehr zu erwarten hatten, fort, unter Führung des Lukuas Ägypten zu plündern und seine Fluren zu verwüsten. Der Kaiser entsandte daher gegen sie Marcus Turbo mit Fußsoldaten, Kriegsschiffen und auch Reiterei. Dieser führte in zahlreichen Gefechten einen langwierigen, mühsamen Krieg und vernichtete zu Tausenden die cyreneischen Juden aber auch ägyptische Juden, die sich ihrem König Lukuas angeschlossen hatten. Da der Kaiser befürchtete, es möchten sich auch die Juden Mesopotamiens erheben, befahl er dem Lusius Quietus, die Provinz von diesen Leuten zu reinigen. Dieser rüstete und vernichtete eine sehr große Anzahl der dortigen Juden. Zur Belohnung für diese Tat erhob ihn der Kaiser zum Statthalter von Judäa. Griechische Schriftsteller, welche die gleiche Zeit behandeln, berichten diese Ereignisse in gleicher Weise.
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Der Tag dieses Sieges zählte zu den jüdischen Freudentagen. An diesem Tage, dem „Tage Trajans“, dem 12. Adar, durfte nicht gefastet und nicht getrauert werden. Vgl. A. Schlatter, „Die Tage Trajans und Hadrians“ (Gütersloh 1897) S. 95 f. ↩