26. Das göttliche Grabmal haben die Gottlosen durch Schutthaufen und Götzenbilder verdeckt.
Einst hatten nämlich ruchlose Männer oder vielmehr durch deren Hilfe die ganze Rotte der Dämonen eifrig danach getrachtet, der Finsternis der Vergessenheit jenes göttliche Denkmal der Unsterblichkeit zu übergeben, an dem lichtstrahlend der vom Himmel herabgestiegene Engel von denen, deren Herzen versteinert waren und die wähnten, der Lebende sei noch unter den Toten zu finden, den Stein hinweggewälzt, den Frauen die frohe Botschaft gebracht und von ihrem Herzen den Stein des Unglaubens weggenommen hat, um ihnen den Glauben zu geben, daß der lebte, den sie suchten. Diese heilbringende Höhle hatten also einige Gottlose und S. 113Verworfene bei den Menschen gänzlich in Vergessenheit bringen wollen, von dem Wahne geleitet, dadurch wohl die Wahrheit verbergen zu können. Und wirklich verwandten sie viele Mühe darauf, von außen Erde hinein zu schaffen und den ganzen Platz zu bedecken; sie führten dann einen Hügel darüber auf und legten Steine darauf, und suchten so unter diesem vielen Schutt die göttliche Höhle zu verbergen. Sodann errichteten sie, als ob sie nichts unterlassen wollten, über der Erde eine in der Tat schreckliche Grabstätte für die Seelen toter Götzenbilder1 , indem sie dem ausschweifenden Dämon der Aphrodite einen dunklen Schlupfwinkel erbauten, wo sie dann auf unheiligen und fluchbeladenen Altären abscheuliche Opfer darbrachten; denn nur auf diesem Wege und nicht anders glaubten sie ihr ersehntes Ziel wirklich erreichen zu können, wenn sie nämlich mit so fluchwürdigen Abscheulichkeiten die Grotte des Erlösers verdeckten. Die Unseligen konnten ja nicht begreifen, daß es unnatürlich wäre, wenn derjenige, der über den Tod den Siegespreis errungen hat, sein herrliches Werk in Verborgenheit ließe, nicht weniger unnatürlich als wenn die Sonne, die strahlend über die Erde heraufzieht und ihre angewiesene Bahn am Himmel durchläuft, den Menschen auf dem ganzen Erdkreis verborgen bliebe; denn viel heller als die Sonne erleuchtete die Macht des Erlösers die Seelen und nicht die Leiber der Menschen, mit ihren lichten Strahlen die ganze Welt erfüllend.
Doch die Anschläge der gottlosen und verruchten Männer gegen die Wahrheit währten schon lange Zeit, und keiner, kein Statthalter, kein Feldherr, ja selbst kein Kaiser fand sich je, der dazu geschaffen gewesen wäre, den verwegenen Frevel zu vernichten; dazu war einzig befähigt der von Gott dem Allherrscher Geliebte. Vom Geiste Gottes beseelt konnte er es nicht ertragen, S. 114daß der erwähnte Ort durch die Anschläge der Feinde unter lauter Schmutz verborgen und gänzlicher Vergessenheit anheimgegeben sei, und da er der Schlechtigkeit der Schuldigen nicht nachgeben wollte, befahl er nach Anrufung Gottes, seines Beistandes, den Platz zu reinigen; denn er glaubte, daß sich gerade dieser von den Feinden geschändete Platz durch seine Vermittlung in großartigstem Maße der Huld des Allgütigen erfreuen müsse. Kaum war der Befehl gegeben, so wurde auch sofort das Werk des Truges von oben bis unten gänzlich zerstört und die Gebäude des Irrtums mitsamt den Götterbildern und Götzen vernichtet.
„Das ist bildlich gesprochen in dem Sinne, daß die Seelen der Menschen, die dort den Götzen opfern, dadurch den Tod [in religiös-christlichem Sinne] finden.“ So Heisenberg [ Grabeskirche und Apostelkirche I 210] . Mit mehr Recht denkt aber wohl Heikel [Krit. Beiträge S. 73] an die gebannten Seelen der verstorbenen Götter. ↩
