54. Einige mißbrauchen in ihrer Habsucht und Heuchelei seine allzugroße Güte.
Auch seine Seele hatte sich zur höchsten menschlichen Vollkommenheit emporgeschwungen; ausgezeichnet durch alle Tugenden, ragte er doch am allermeisten durch seine Güte hervor; gerade diese aber erschien auch den meisten tadelnswert wegen der Schlechtigkeit verruchter Menschen, die in der Langmut des Kaisers einen Anlaß für ihre Verworfenheit fanden. Und in Wahrheit haben wir auch selber diese zwei Laster in jenen Zeiten wahrnehmen müssen, eine zügellose Gewalttätigkeit habsüchtiger und verruchter Menschen, die für die gesamte menschliche Gesellschaft eine große Plage waren, und eine nicht zu sagende Verstellung derer, die sich in die Kirche Gottes einschlichen und S. 178nur äußerlich sich den Namen eines Christen beilegten. Seine Güte und Rechtschaffenheit, sein aufrichtiger Glaube und sein wahrheitsliebender Charakter bewogen aber den Kaiser, der Verstellung dieser Scheinchristen zu trauen, die ihr Inneres verbargen und sich den Anschein gaben, als hegten sie eine aufrichtige Ergebenheit gegen ihn. Und da er sich solchen Leuten anvertraute, verfiel er wohl auch manchmal auf Ungehöriges; es war dies ein Makel, den der Neid seinen herrlichen Eigenschaften beifügte1 .
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Hier, wie schon 4, 31, ist die literarische Form des Enkomiums direkt gesprengt; Pasquali [ Hermes 1910, 383. 385] will die [ nachträgliche] Einfügung des Tadels so verständlich machen: „Konstantin II. sandte Athanasius sogleich nach dem Tode seines Vaters aus der Verbannung nach Alexandria zurück. Eusebius entschloß sich, gegen alle Regeln einen yogoj gegen Konstantin [ 4, 54 ] in sein Buch aufzunehmen, der zur gleichen Zeit die Caesares ermahnen sollte, vor Menschen sioh in acht zu nehmen, die mit der Reinheit des Glaubens im Christentum prahlen, d. h. vor Athanasianern.“ ↩