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Œuvres Eusèbe de Césarée (260-339) Vita Constantini et Oratio ad coetum sanctorum Vier Bücher über das Leben des Kaisers Konstantin und des Kaisers Konstantin Rede an die Versammlung der Heiligen (BKV)
Des Kaisers Konstantin Rede an die Versammlung der Heiligen

XVII. Kapitel: Die Weisheit des Moses ist von den heidnischen Philosophen nachgeahmt worden; Daniel und die drei Jünglinge.

Inhaltsangabe:

1. Hätten die Ägypter Gott erkannt und verehrt, wären sie das glücklichste Volk gewesen. 2. Was hat dagegen Moses Großes geleistet! Sein Volk hat er bfireit und so glücklich gemacht, daß es sogar übermütig wurde, und durch seine Weisheit hat er alle Weisen übertroffen; Pythagoras, das Vorbild Platos, hat ihm darum nachgeahmt.1 3. Auch Daniel hatte einen harten Kampf gegen Nabuchodonosor, den Herrscher von Assyrien, zu bestehen und wurde von ihm verurteilt, von wilden Tieren zerrissen zu werden. Gleichen Ruhm wie er erlangten die drei Jünglinge, die von Gott aus dem Feuerofen errettet wurden. 4. Auch unter dem Perserkönig Kambyses wurde Daniel angefeindet, zur Löwengrube verurteilt, aber durch Christi Vorsehung gerettet, während seine Feinde, nachher den Löwen vorgeworfen, sofort zerrissen wurden.

S. 243Kein Volk wäre aber je glücklicher gewesen oder könnte es je werden als sie, hätten sie sich nicht freiwillig von dem Hl. Geiste losgesagt2 . Was könnt man hingegen vorbringen, was des Moses würdig wäre? Dieser hat das ordnungslose Volk zur Ordnung gebracht, ihre Seelen mit Gehorsam und Zucht geziert, statt der Knechtschaft ihnen die Freiheit verschafft, ihr finsteres Wesen in Frohsinn gewandelt und ihr Selbstbewußtsein so sehr gehoben, daß sie durch den allzu großen Umschlag ins gerade Gegenteil und durch den glücklichen Ausgang ihrer Unternehmungen allzu prahlerisch wurden3 . So sehr hat er an Weisheit alle übertroffen, die vor ihm gelebt hatten, daß auch die von den Heiden so gepriesenen Weisen und Philosophen Nacheiferer seiner Weisheit geworden sind. So ist Pythagoras, weil er seine Weisheit nachgeahmt hat, so sehr ob seiner Besonnenheit berühmt geworden, daß seine Enthaltsamkeit selbst Plato, der am meisten Besonnenheit zeigte, vorbildlich wurde.

Daniel4 aber, der die Zukunft vorherverkündet, der Werke ganz hervorragender Hochherzigkeit vollbracht und sich durch seinen schönen Charakter und sein ganz herrliches Leben ausgezeichnet hat, welch große und welch widerwärtige Härte des damaligen Herrschers über Assyrien hat er nicht bezwungen5 ? Es hieß jener Nabuchodonosor, dessen erstaunliche und übergroße Macht nach dem Erlöschen seines ganzen Geschlechtes auf die Perser übergegangen ist. Denn weit bekannt waren und sind bis jetzt noch der Reichtum dieses Herrschers und seine ungehörige Sorgfalt um die nicht erlaubte Verehrung, seine reichen Spenden an den verschiedensten Metallen zur Herstellung der Götzenbilder, S. 244seine himmelhohen Tempel und seine schauderhaften, im Geiste der Grausamkeit erlassenen Religionsgesetze! Dieses alles hat aber Daniel in seiner aufrichtigen Verehrung des wahrhaftigen Gottes verachtet und vorhergesagt, daß der ungehörige Eifer des Tyrannen Anlaß zu einem großen Unheil werde. Doch konnte er den Tyrannen nicht überreden; denn der übergroße Reichtum hindert daran, trefflich zu denken. Schließlich offenbarte also der Herrscher die Grausamkeit seines Herzens, da er befahl, den Gerechten von den wilden Tieren zerreißen zu lassen6 . Edel war in der Tat auch das einmütige Bekenntnis der Brüder, die danach, von Eifer entbrannt, übergroßen Ruhm wegen ihrer Treue gegen den Erlöser sich erwarben7 , da sie im Feuerofen und mitten in den schrecklichen Gefahren, die bestimmt waren sie zu verzehren8 , unversehrt blieben und das vom Ofen umschlossene Feuer nur dadurch abwehrten, daß sie ihre heiligen Leiber entgegenstellten.

Daniel kam aber nach dem Sturze des assyrischen Reiches, das unter Donner und Blitz zerstört worden war, durch die göttliche Vorsehung zum Perserkönig Kambyses. Neid verfolgte ihn jedoch auch da und zum Neide kamen noch verderbliche Nachstellungen der S. 245Magier9 und eine Reihe großer und zahlreicher Gefahren; und aus allen diesen durch den Beistand der Vorsehung Christi leicht errettet, strahlte er in mannigfacher, erprobter Tugend. Da er nämlich dreimal des Tages betete und große und außerordentliche Machttaten, denkwürdige Werke vollbrachte, verleumdeten ihn die Magier aus Neid gerade wegen der Erfüllung seiner Gebete; verleumderisch brachten sie dem Herrscher bei, daß seine so große Macht überaus gefährlich sei, und so überredeten sie ihn, den Mann, der so große Wohltaten dem ganzen Volke der Perser erwiesen hatte, zu verurteilen, daß er den wilden Löwen zum Fraße vorgeworfen werde. Da wurde also Daniel verurteilt und eingeschlossen, nicht zu seinem Verderben, sondern zu seinem ewigen Ruhm, und mitten unter den Tieren weilend erfuhr er, daß die Tiere sanft und zahmer wären als die Menschen, die ihn eingeschlossen hatten; denn alle diese Tiere, die von Natur wild waren, zähmte sein Gebet, das der Kraft seiner Sittsamkeit und Besonnenheit zu Hilfe kam. Da aber Kambyses dieses erfuhr — nicht konnten ja die Werke solch großer und solch göttlicher Macht verborgen werden —, ward er bestürzt über die wunderbare Nachricht und es reute ihn, so leicht den Verleumdungen der Magier Glauben geschenkt zu haben; trotzdem aber wagte er es, selbst jenes Schauspiel zu sehen und den Mann zu schauen, der mit erhobenen Händen Christum pries, während die Löwen vor ihm sich duckten und gleichsam seine Füße küßten. Und sogleich verurteilte er die Magier, die ihn beredet hatten, zu derselben Strafe; er ließ sie in den Zwinger der Löwen einschließen und die Tiere, die sich vor dem kurz vorher Verurteilten wie Schmeichler gebärdet hatten, stürzten auf die Magier los und zerrissen sie alle, wie ihre Natur es auch erwarten ließ.


  1. Daß Pythagoras Moses nachahmte, ist im Kapitel nur nebenbei erwähnt ↩

  2. Sich lossagen vom Hl. Geist heißt Gott nicht erkennen und verehren, darum auch nicht auf seine Hilfe, sondern auf eigene Kraft vertrauen. ↩

  3. Moses [und die Juden], der durch sein Vertrauen auf Gott gesiegt hat, ist ein passendes Gegenbild zu Pharao. ↩

  4. Vgl. Dan. 2-6. 14. ↩

  5. Es ist vor allem an den moralischen Sieg Daniels gedacht, das Vorbild des Sieges der verfolgten Christen. ↩

  6. In der HI. Schrift sind zwei Verurteilungen Daniels erwähnt, im 6. Kap. des Buches Daniel unter Darius und im 14. Kap. unter einem König, vermutlich Kambyses; Konstantin schreibt die eine Nabuchodonosor, die andere Kambyses zu. Ausführlich geht er nur auf die letztere ein; er hält sich dabei im großen Ganzen an die Daniel 6 gemachten Angaben. Daß Daniel das erstemal errettet worden, ergibt sich von selbst, weil ja im Folgenden weiter von ihm und namentlich von seiner zweiten Rettung aus der Löwengrube ausführlich berichtet wird; zudem zeigt der ganze Abschnitt Gott als den Helfer der Frommen, weshalb auch die Rettung Daniels als selbstverständlich erscheinen muß. ↩

  7. Es ist offenbar nur von den Jünglingen im Feuerofen die Rede, weshalb im Text, der von den Märtyrern sprechen würde, ouj oi in oi zu ändern ist. Im Buch Daniel handelt das 3. Kapitel von der Verurteilung der drei Jünglinge durch Nabuchodonosor. ↩

  8. Verzehren sollte die drei Jünglinge eben das Feuer. ↩

  9. Dan. 6 sind als Gegner Daniels die Vorsteher und Satrapen genannt. ↩

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