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Gott und Mensch zugleich, — daran stoßen sich unsere Gegner. Aber es heißt ja doch in obigem Buche: "Sein Ausgang ist vom Anbeginn seit Erschaffung der Welt." Das kann nimmermehr von einem Menschen gelten, sondern nur von Gott. Auch erinnern sie sich da nicht des Wortes: "Sieh, eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird seinen Namen Emmanuel nennen"1 . Dieses: "Man wird nennen" bezieht sich nämlich auf die Sitte frommer und gläubiger Söhne der Kirche; denn auf die Frage der gottesmörderischen Juden betreffs des Erlösers, wie man doch an einen Gekreuzigten glauben könne, hört man von den Gläubigen die Antwort: Bei euch ist er gekreuzigt worden, unter uns aber ist er Gott. Auch Davids Zeugnis hören sie nicht und verstehen nicht sein Wort, das er als Seher im Hl. Geiste sprach, erschauernd vor dem zukünftigen Heilswerke eben des Herrn: "Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten“2 usw. — Der alte Sabbat ist vergangen, der wahre Sabbat wird bei uns gepredigt; aufgehört hat die frühere Beschneidung, welche nur einen sehr kleinen Körperteil beschnitt, und in Kraft ist dafür jene himmlische Beschneidung getreten, welche den ganzen Körper trifft; denn das Wasser und die heilige Anrufung betrifft nicht nur e i n Glied des Menschen, sondern reinigt und beschneidet den ganzen Leib des Menschen und befreit ihn von allen Übeln. Alle diese Geheimnisse aber sind der S. 177heiligen Kirche anvertraut worden. Und doch erhoben sich wider sie gewaltige Feinde, die sich ihre Hausgenossen nennen, obgleich sie nicht dem wahren Glauben der Apostel angehören; denn "wenn sie aus ihnen gewesen wären, wären sie auch bei ihnen verblieben"3 . Da sie aber unechte Söhne und Mischlinge sind, folgen sie wiederum der bösen Begierde nach dem Wohlgeruche der Fische und Feigen Ägyptens, indem sie fort und fort den Sohn Gottes lästern. Hierher gehören die Ariomaniten, die wir schon oben gebrandmarkt haben, ebenso die Sabellier, welche eigentlich ganz und gar die Existenz des Sohnes und des Hl. Geistes leugnen, indem sie sagen, daß der Sohn selbst der Vater sei und der Vater selbst der Sohn und der Hl. Geist selbst der Vater, so daß eigentlich weder der Sohn noch der Hl. Geist existieren; und dadurch haben sie sich als zweite Juden und Gottesmörder gezeigt. Die Ariomaniten aber sind unter allen die gottlosesten, da sie es wagen, den Sohn vom Wesen des Vaters zu trennen und zu unterscheiden und erklären, der Sohn verdiene nicht die gleiche Ehre wie der Vater, auch sei er nicht aus dem Wesen des Vaters gezeugt. Andere sind gleichsam deren Sprößlinge und, erst unlängst entstanden, in denselben mit inbegriffen. Da sie den Hl. Geist lästern, so möchte ich sie vielmehr den Juden beizählen, mit den Sadduzäern und Samaritanern und anderen ruhmlosen Toten und Ungläubigen auf gleiche Linie stellen.
