7.
Der Geist also ist Heiliger Geist, der Sohn aber Sohn. „Der Geist geht vom Vater aus und nimmt vom Sohne„1 und „erforschet die Tiefen Gottes“2 ; der Geist verkündet, was er vom Sohne vernommen, heiliget in der Welt die Heiligen durch die Dreifaltigkeit, der dritte in der Benennung: der Vater, der Sohn und der Hl. Geist. „Gehet hin„, heißt es, „taufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes“3 . So ist er das Siegel der Gnade, das Band der Dreifaltigkeit, nicht etwas [davon] numerisch Verschiedenes, nicht auf anderer Rangstufe zu nennen, nicht unbeteiligt an der Gnadengabe, sondern es ist ein Gott, ein Glaube, ein Herr, eine Gnade, eine Kirche, eine Taufe4 . Immer ist die Dreifaltigkeit Dreifaltigkeit. Nie empfängt sie einen Zuwachs, indem man sie also aufzählt: Vater, Sohn und Hl. Geist. Die Dreifaltigkeit ist nichts durch Verschmelzung Entstandenes, noch ist in ihr etwas von der eigenen Einheit Verschiedenes. In vollkommener Subsistenz5 , vollkommen der Vater, vollkommen der Sohn, vollkommen S. 20der Hl. Geist. Der Geist wiederum erscheint aber auch unter den Gnadengaben. Denn „es sind Verteilungen der Gnadengaben, doch ist es derselbe Geist, und Verteilungen der Dienste gibt es, aber es ist derselbe Herr, und Verteilungen der Wirkungsweisen gibt es, aber es ist derselbe Gott, der wirket alles in allem„6 . Von dieser Vorlage wollen wir nicht abweichen, von der Wahrheit nicht abfallen. Es ist nicht an dem, daß wir uns als Gottes Anwalt aufspielen wollten, vielmehr denken wir gottesfürchtig, damit wir nicht zugrunde gehen; und wir sprechen so, nicht als ob wir Gott begreifen oder fassen könnten; als Menschen sprechen wir ja aus, was wir erfahren haben. Die göttliche Majestät ist ja unendlich, tausendmal über alle unsere Begriffe hinaus verherrlicht, und sie bleibt verherrlicht, indem sie weder einen Zuwachs an Ehre empfangen kann noch eine Verminderung. Nichts ist in der Dreifaltigkeit geschaffen oder erst nachher in ihr entstanden. Der Vater zeugt den Sohn. Es war aber nie eine Zeit, in der der Sohn nicht gewesen wäre; denn wann wäre der Vater nicht Vater zu nennen? Es war also immer der Vater und es war immer der Sohn, nicht als Mitbruder, sondern als Sohn, gezeugt in geheimnisvoller, so genannt in unbegreiflicher Weise, ewig mit dem Vater und nie aufhörend zu sein. Der Vater ist ungezeugt und ungeschaffen und unbegreiflich, der Sohn gezeugt, aber auch ungeschaffen und unbegreiflich, der Hl. Geist ewig, nicht gezeugt, nicht geschaffen, nicht Mitbruder, nicht Vatersbruder, nicht Großvater, nicht Enkel, sondern aus demselben Wesen des Vaters und Sohnes, der Hl. Geist. Denn "Gott ist ein Geist“7 .