14.
Genug! Es ist und bleibt mir zuwider, soviele Häresien namentlich aufzuzählen; so will ich denn nur über die zwei angeführten Schismen reden. Von diesen ist das eine das der obenerwähnten Meletianer in Ägypten. Diese haben sich derer wegen, die zur Zeit der Verfolgung abfielen und dann von den Unsrigen nach geschehener Buße wieder in ihren früheren Stand eingesetzt wurden, von der Kirchengemeinschaft losgerissen, bilden aber keine Häresie. Das andere Schisma ist das der Audianer in Mesopotamien, welche zwar auch im Schisma leben, aber keinen falschen Glauben bekennen, sondern nur darüber hartnäckig streiten, daß der Mensch nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen sei, die auch nicht wegen des Glaubens sich auflehnen und sich lostrennen oder wegen eines andern Grundes, sondern nur, weil sie in einer gewissen überspannten Gerechtigkeit keine Gemeinschaft haben wollen mit Bischöfen und Priestern, die Gold und Silber besitzen, und weil sie das Pascha zur selben Zeit mit den Juden feiern; deswegen trennen und entfernen sie sich von der Einheit der orthodoxen Kirche. Weil sie den Hl. Geist nicht empfingen und die Tiefen der Gottheit nicht verstanden, so wurden sie auch in diese Häresien verwickelt und in die willkürlichen schismatischen Streitereien. Da sie nämlich die Wahrheit verlassen hatten, kamen sie auf viele Irrwege und dachten heute so und morgen anders. Es erklärt aber derselbe hl. Apostel, indem er uns kundtut, weswegen er dieses sagte: „Wir haben den Geist Gottes empfangen, damit wir die Gnadengeschenke Gottes erkennen, wovon wir auch reden, nicht in gelehrten Weisheitsworten, sondern in Lehrworten des Hl. Geistes, indem wir Geistliches mit Geistlichem zusammen urteilen"1 . Und so weiter. Der Geist Gottes ist also S. 31nicht verschieden von Gott. Denn, wenn er verschieden von Gott ist, wie erforscht er die Tiefen der Gottheit? Aber was willst du mir noch sagen, o eitler Tor, der du dein eigener Feind bist, damit ich den Hl. Geist nicht Gottes [Geist] nennen soll? Warum denn, eitler Tor, stürmest du an gegen den Unnahbaren? Warum bekriegst du den Unbekriegbaren? „Hart ist es dir, gegen den Stachel zu lecken“2 . Dir selber bist du ein Ärgernis, nicht dem Logos. Dich selber fängst du in deinen Schlingen, nicht den Geist. Dich selbst entfremdest du der Gnade Gottes, nicht den Sohn dem Vater, und nicht den Hl. Geist dem Vater und dem Sohne.