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Œuvres Épiphane de Salamine (315-403) Ancoratus Der Festgeankerte (BKV)
Brief

77.

Wie hat es doch bei solchem Sachverhalte einigen einfallen können, der menschlichen Natur des Herrn denselben abzustreiten. Was haben sie damit besser gemacht fürs Leben, oder haben sie nicht vielmehr Verwirrung hineingetragen? Oder wollen sie sozusagen Christus zu Hilfe kommen oder ihm einen großen Gefallen erweisen und sagen deshalb: Er hat keinen Nus angenommen? Doch „die Galater sind törichte Leute“, heißt es in der Schrift1 , und „die Kreter ein lügnerisches Volk“2 , und „Ephraim eine einfältige Taube“3 . Die Wahrheit ist: Da unser Herr die menschliche Natur auf dieser Erde angenommen hat, so hat er sie ganz angenommen, oder, vielleicht besser gesagt, sich selbst genommen, weil er sich ja selbst seinen Leib gebildet hat und sich selbst die Seele genommen oder besser eingegeben hat. Einige wollen jedoch die Menschheit Christi und infolgedessen sein vollkommenes Heilswerk verkürzen, indem sie ebenso unbegreiflich als irrtümlich behaupten, Christus habe einen menschlichen Verstand nicht angenommen. Sie meinen nämlich, der Nus sei eine eigene Hypostase4 und wagen die Behauptung, die S. 125der Schrift geläufige Wendung vom Geiste im Menschen sei naturhaft zu verstehen, wie der Apostel sagt:5 „Damit unser Geist und unsere Seele und unser Leib untadelig bewahrt werde am Tage unseres Herrn Jesu Christi.“ Aber sie befinden sich da in einem Irrtume. Denn wenn Nus = Pneuma ist und Pneuma = Nus, wie sie selbst sagen, die Seele aber etwas anderes ist als der Nus und als das Pneuma, so sind im Menschen nicht mehr zwei Hypostasen zu einer Hypostase verbunden, es ist nicht mehr bloß die Seele für sich eine Hypostase und eine Hypostase der Leib, sondern wir finden deren vier: der Nus ist die eine Hypostase6 , die Seele eine andere, wieder eine andere das Pneuma und noch eine andere der Leib. Und wenn wir noch weiter suchen, finden wir noch mehr. Denn der Mensch wird mit verschiedenen Benennungen bezeichnet, sowohl als äußerer wie als innerer Mensch. Die Schrift bedient sich solcher Benennungen mit Absicht, um unsere Gedanken darauf hinzulenken, daß wir ja nichts, was zu unserem Heile ist, übergehen und uns kein Vorwand gelassen werde, von unserem Ziele abzuweichen. Und es ist ja auch alles das im Menschen wirklich vorhanden; doch geziemt es sich nicht, allzu vorwitzig sich damit zu beschäftigen. Ist jedoch nach der Meinung unserer Gegner der Sinn dasselbe, was der Geist uns bezeichnet, der Geist dasselbe, was der Sinn, und sind diese beiden neben der Seele noch vorhanden, wie kann dann der Apostel sagen:7 „Lobsingen will ich mit dem Geiste, lobsingen mit dem Sinne“? In diesem Ausspruche ist S. 126doch offen dargetan, daß weder der Geist dasselbe sei wie der Sinn, noch der Sinn soviel als Geist bedeute.


  1. Gal. 3, 1. ↩

  2. Τit. 1, 12. ↩

  3. Os. 7, 11. ↩

  4. Ηaer. 77 erzählt E. von einem Religionsgespräoh, das er zu Antioohien mit Apollinaristen gehabt habe. Dabei hätten sie auf Befragen den menschlichen „Geist“, den sie Christo absprechen, als ὑπόστασις bezeichnet, worauf er sie mit 1 Kor. 14,15 in die Enge getrieben habe. ↩

  5. 1 Thess. 5, 23. ↩

  6. Es ist ersichtlich, daß E. hier ὑπόστασις im Sinne von οὐσία , Substanz gebraucht, allerdings mit Betonung einer gewissen Selbständigkeit, die diese eigenen Subsistenzen dem Personenbegriff etwas nähert, cf. c. 78 : ὑπόστασιν ... καθ’ ἑαυτόν. — Die spätere genaue Begriffstrennung von οὐσία und ὑπόστασις war E. unbekannt, wie viele Stellen zeigen. ↩

  7. 1 Kor. 14, 15. ↩

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