• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Johannes Chrysostomus (344-407) De sacerdotio libri 1-6 Über das Priestertum (BKV)
4. Buch

KAPITEL VII.

Wodurch, sage mir, widerlegte er die Juden, welche in Damaskus wohnten 1, zu einer Zeit, da er noch nicht begonnen hatte, Wunder zu wirken? Womit überwand er die Hellenisten? 2 Weshalb wurde er nach Tarsus geschickt? 3 Nicht darum, weil er durch seine Rede mit aller Macht sie besiegte und sie so sehr in die Enge trieb, daß sie erbittert sich bis zum Mordanschlag hinreißen ließen, weil sie ihre Niederlage nicht zu ertragen vermochten? Denn damals hatte er noch nicht begonnen, Wunder zu wirken. Auch kann man überhaupt nicht sagen, daß die große Menge ihm wegen seines Wunderruhmes Verehrung zollte und daß seine Gegner schon durch das hohe Ansehen des Mannes zuschanden wurden. Bis dahin zeigte sich seine Macht nur in seiner Rede. Womit hat er gegen die, welche in Antiochien zu judaisieren suchten, gekämpft und gestritten? 4 Und jener Areopagite 5 aus jener abergläubischen Stadt, schloss er sich ihm nicht an, bewogen einzig durch des Apostels Rede vor dem Volke, S. 203 samt dem Weibe? 6 Wie kam es, daß Eutychos von der Fensterbrüstung herabfiel? 7 Nicht darum, weil er bis tief in die Nacht hinein den Worten der Unterweisung des Apostels lauschte? Was tat dieser dann in Thessalonike, in Korinth, in Ephesus und selbst in Rom? Verwandte er nicht ganze Tage und Nächte ununterbrochen zur Schrifterklärung? Was soll man noch sagen zu seinen Disputationen mit den Epikureern und Stoikern? 8 Wollte ich alles aufzählen, so würde meine Rede sich zu sehr in die Länge ziehen. Wenn nun also feststeht, daß Paulus sowohl bevor, als auch während er Wunder wirkte, sich in hervorragendem Maße des Wortes bediente, wie kann man da wagen, ihn hierin einen Unwissenden zu nennen, da er doch gerade wegen seiner Gewandtheit zu disputieren und zu reden vor dem Volke allenthalben ganz besondere Bewunderung erregte? Denn warum hielten ihn die Lykaonier für Hermes? 9 Daß sie [Paulus und Barnabas] als Götter angesehen wurden, kam von den Wundern her; daß man jedoch in Paulus den Hermes zu erkennen meinte, war nicht die Folge seiner Wundertätigkeit, sondern seiner Beredsamkeit 10.

Wodurch hat sich weiter dieser Heilige auch vor den übrigen Aposteln hervorgetan? Woher kommt es, daß sein Name auf der ganzen Welt so laut in aller Mund ist? Woher kommt es, daß er nicht nur bei uns, sondern auch bei den Juden und Griechen unter allen Aposteln am meisten bewundert wird? Nicht wegen seiner herrlichen Briefe? Durch sie hat er nicht bloß den Gläubigen zu seiner Zeit, sondern auch denen, die seitdem bis heute es geworden sind, Segen gebracht und wird noch weiter Segen bringen jenen, die bis zur Wiederkunft Christi es sein werden, und wird mit dieser seiner Wirksamkeit nicht aufhören, solange das Menschengeschlecht bestehen wird. Denn wie eine aus Stahl S. 204 erbaute Festung umschirmen seine Briefe alle Kirchen des Erdkreises, und wie der siegreichste unter den tapferen Kämpfern steht er auch jetzt noch in unserer Mitte, "indem er jeden Gedanken zum Gehorsam gegen Christus gefangen nimmt und zuschanden macht alle Pläne wie jegliche Überhebung, die sich auflehnt wider die Erkenntnis Gottes" 11. Das hat er alles durch die bewunderungswürdigen Briefe bewirkt, die er uns hinterließ und die voll sind von göttlicher Weisheit. Nicht bloß zur Widerlegung falscher und zur Sicherung der richtigen Glaubenssätze sind uns seine Schriften dienlich, sie tragen auch nicht wenig bei zur Förderung des rechten Lebenswandels. Diese Briefe benutzen auch heute noch die Kirchenvorsteher, um die reine Jungfrau — die Kirche —, die [durch Paulus] mit Christus "verlobt" 12 worden, aufzuziehen, auszugestalten und zur geistigen Schönheit zu führen. Mit Hilfe dieser Briefe wehren sie auch von der Jungfrau die ihr drohenden Krankheiten ab und bewahren ihr dauernde Gesundheit. Solche Heilmittel hat uns also "der Unwissende" hinterlassen, Heilmittel, die eine ausgezeichnete Kraft besitzen, deren vortreffliche Wirkung diejenigen wohl kennen, die sich ihrer beständig bedienen. daß er selbst in dieser Beziehung großen Eifer entwickelt hat, ist aus all dem ersichtlich.


  1. Siehe Apg. 9, 22. ↩

  2. Ebd. 9, 29. ↩

  3. Ebd. 9, 30. ↩

  4. Siehe Gal. 2, 11 ff. ↩

  5. Apg. 17, 34. Er heißt dort „Διονύσιος ὁ Ἀρεοπαγίτης“. ↩

  6. Laut Apg. 17, 34 „Δάμαρις“. Daß sie des Dionysius Frau war, sagt weder die Apostelgeschichte noch Chrysostomus. ↩

  7. Apg. 20, 9. ↩

  8. Ebd. 17, 18 ff. ↩

  9. Ebd, 14, 12. ↩

  10. In Apg. 14, 12 heißt es: „Τὸν δὲ Παῡλον Ἑρμῆν, ἐπειδὴ αὐτὸς ἦν ὁ ἡγούμενος τοῦ λόγου“. ↩

  11. 2 Kor. 10, 5. Chrysostomus hat jedoch in dem Bibelzitat die Reihenfolge der Sätze geändert. ↩

  12. 2 Kor. 11, 2: „άρμόζω“. ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (149.22 kB)
  • epubEPUB (131.08 kB)
  • pdfPDF (479.66 kB)
  • rtfRTF (399.01 kB)
Übersetzungen dieses Werks
Traité du Sacerdoce vergleichen
Treatise concerning the christian priesthood vergleichen
Über das Priestertum (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung Über das Priestertum
Introduction to the treatise on the priesthood

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung