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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Fünfzehnte Homilie. Kap. V, V.1-16.

11.

Als der Samaritan einen unbekannten Verwundeten sah, der ihn weiter gar nichts anging, da ging er zu ihm hin, lud ihn auf sei Lasttier, führte ihn in die Herberge, berief den Arzt, und bezahlte die eine Hälfte bar, die andere versprach er ihm für später. Du hingegen siehst einen Menschen, der nicht unter Räuber, sondern unter eine Rotte von Dämonen gefallen und gefangen ist, und dies nicht in der Einsamkeit, sondern S. 267mitten auf offenem Markt, und du willst kein Geld opfern, kein Lasttier mieten und es einen weiten Weg machen lassen, nein, du hast nur Worte feil, zögerst und besinnst dich, und gehst vorbei ohne Mitleid und Erbarmen! Wie kannst du erwarten, dass der Gott des Guten dir einmal gnädig sein werde? Aber auch an euch will ich mich wenden, die ihr vor aller Augen euch so unwürdig benehmet, und besonders an den Urheber der Beleidigung und des Unrechts. Sage mir, du bringst Wunden bei, schlägst aus und beißest? Bist du denn ein wütender Eber geworden oder ein wilder Esel? Und du schämst dich nicht einmal, wirst nicht rot darüber, dass du wie ein wildes Tier geworden bist, und deine eigene Menschenwürde preisgegeben hast? Wenn du auch arm bist, du bist doch wenigstens frei; wenn du auch ein Handwerker bist, du bist doch ein Christ. Gerade deshalb musst du dich also beherrschen, weil du arm bist; denn nur die Reichen pflegen miteinander im Streite zu liegen, nicht die Armen, und zwar die Reichen deshalb, weil sie mehr Anlässe zu Feindschaften haben. Nachdem dir also die Annehmlichkeiten des Reichtums versagt sind, willst du da trotzdem seine Nachteile auf dich nehmen, als da sind: Feindschaften, Eifersucht und Streit? Und dazu würgst du uns bedrohst deinen Bruder, und wirfst ihn öffentlich vor aller Augen zu Boden? Und du denkst gar nicht daran, dass dein Benehmen noch viel unwürdiger ist, weil du dich unvernünftigen Tieren gleichstellst, ja dass du schlimmer geworden bist als sie? Sie haben ja alles gemeinsam, bilden zusammen Herden, und leben miteinander. Wir hingegen haben nichts Gemeinsames. Bei uns geht alles darunter und darüber, gibt es Streitigkeiten, Eifersucht, Beschimpfungen, Feindschaften, Schmähreden. Wir respektieren weder den Himmel, zu dem wir alle gemeinsam berufen sind, noch die Erde, die uns zum gemeinsamen Anteil geworden, ja nicht einmal unsere eigene Natur! Zorn und Habsucht zerstören und richten alles zugrunde.

Erinnerst du dich nicht an jenen Knecht, der tausend Talente schuldete, und, nachdem diese ihm nachgelassen worden waren, hinging und wegen hundert S. 268Denaren seinen Mitknecht würgte? Weißt du nicht, wie schlimm es ihm dafür erging, und wie er ewiger Strafe überantwortet wurde? Fürchtest du dich nicht vor diesem Beispiel? Hast du nicht Angst, es könnte auch dir das gleiche widerfahren? Auch wir haben ja bei unserem Herrn viele und schwere Schulden. Und doch übt er Geduld und Langmut; er fällt nicht über uns her, wie wir über unsere Mitmenschen, er quält uns nicht und würgt uns nicht. Und doch, hätte er auch nur den geringsten Teil unserer Schulden von uns zurück verlangen wollen, wir wären längst verloren gewesen. Das wollen wir also beherzigen, Geliebte, wollen uns demütigen, und gegen unsere Schuldner Nachsicht üben. Denn wenn wir einsichtig sind, dann werden wir um ihretwillen die größte Nachsicht erlangen und für eine geringe Gabe großen Lohn erhalten. Was verlangst du also gewalttätig die Schuld zurück, während du sie ihm doch nachlassen solltest, selbst wenn er sie zurückbezahlen wollte? Denn dann würdest du alles von Gott erhalten? Statt dessen setzest du alles in Bewegung, brauchst Gewalt und erregst Streit, damit du ja nichts von deinem Eigentum verlierest. Während du aber deinen Nächsten zu bedrohen glaubst, zückst du nur das Schwert gegen dich selbst, und vermehrst die Strafe, die deiner in der Hölle wartet. Wenn du hingegen in diesem Leben auch nur ein wenig einsichtig bist, so bereitest du dir selber damit ein mildes Gericht. Gerade deshalb wollte ja Gott, dass wir mit solcher Hochherzigkeit den Anfang machen, damit er so Veranlassung habe, uns nur um so mehr zurückzuerstatten. So viele Geld und Sündenschuldner du also auch hast, wenn du allen Freiheit und Verzeihung gewährst, so verlange von Gott Ersatz für solche Seelengröße. Solange nämlich jene deine Schuldner sind, wirst du Gott nicht zu deinem Schuldner haben; wenn du sie aber freilässest, so wirst du Gott dafür gewinnen und von seiner großen Freigebigkeit den Lohn für deine große Frömmigkeit erbitten können.

Wenn ein Mensch an dir vorbeiginge und sähe, wie du deinen Schuldner gefangen hältst, und dir dann sagte, du solltest ihn freigeben, weil er die ganze Schuld auf S. 269sich nehmen wolle, so würde er sich, wenn du den anderen wirklich freigelassen, schwerlich undankbar gegen dich zeigen wollen, da er ja alles auf sich genommen hatte. Wie sollte da Gott nicht viel mehr, ja tausendfältigen Ersatz bieten, wenn wir auf sein Gebot hin unsere Schuldner von jeder weiteren Verpflichtung frei entlassen und weder wenig noch viel von ihnen zurückfordern? Sehen wir also nicht auf die vorübergehende Annehmlichkeit, die wir empfinden, wenn wir Schulden zurückfordern; blicken wir vielmehr auf die Strafe, die wir darob im anderen Leben zu gewärtigen haben, wenn wir selbst unsere ewigen Interessen schädigen. Erheben wir uns also über alle Bedenken, schenken wir unseren Schuldnern ihr Geld und ihre Beleidigungen, damit wir uns selber die Rechenschaft erleichtern. Und was wir mit anderen Tugenden nicht zu erreichen vermochten, das wollen wir erringen, indem wir unserem Nächsten verzeihen, und so der ewigen Güter teilhaft werden, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen!

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