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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtzehnte Homilie. Kap. V, V.38-48.

3.

Indes, müsste man auch aus solch religiösen Gründen unbekleidet dahergehen, es wäre dies doch keine Schande. Auch Adam war ja nackt im Paradiese und empfand doch keine Scham1; desgleichen war Isaias nackt und unbeschuht, und war doch vor allen Juden ausgezeichnet2; auch Joseph glänzte dann am meisten, als er sein Kleid im Stiche ließ3. Nicht das ist ja Sünde, unter solchen Umständen entblößt zu werden, sondern so bekleidet zu sein, wie z.B. wir jetzt mit kostspieligen Kleidern behangen sind. Ja, das ist schimpflich und verachtenswert! Darum hat Gott jene gelobt und diese getadelt, durch seine Propheten so gut wie durch seine Apostel. Halten wir also diese Vorschriften nicht für unausführbar. Wenn wir nur vernünftig sind, so sind sie für uns nicht bloß nützlich, sondern auch sehr leicht. Ja, S. 328 so groß ist der Vorteil, den wir daraus ziehen können, dass sie nicht nur uns, sondern auch denen, die uns Böses tun, den größten Nutzen bringen. Gerade darin liegt ja ihr größter Vorzug, dass sie uns dazu vermögen, Böses willig zu ertragen, und eben dadurch auch diejenigen zur Besinnung bringen, die das Böse tun. Wenn nämlich ein solcher es für etwas Großes hält, anderen das Ihrige zu nehmen, du ihm hingegen zeigst, dass es dir ein Leichtes ist, ihm auch das zu geben, was er nicht verlangte, so wirst du seinen Geiz ins Gegenteil, in Freigebigkeit verwandeln und seine Habsucht in Tugendhaftigkeit. Bedenke also, welche Lehre ein solcher empfängt, indem er nicht durch Worte, sondern durch Taten angeleitet wird, das Laster zu verachten, und der Tugend nachzustreben! Gott will eben, dass wir nicht bloß uns selber, sondern auch allen anderen nützen. Wenn du also das Deine hergibst, um nicht vor Gericht zu kommen, so hast du nur deinen eigenen Vorteil gesucht; fügst du aber deiner Gabe noch das andere hinzu, so scheidest du von einem, den du zuvor besser gemacht hast.

Gerade so wirkt das Salz, und der Herr will ja, dass die Seinigen Salz seien. Dieses enthält nämlich nicht nur sich selbst, sondern gibt auch allen anderen Dingen, mit denen es etwa in Berührung kommt, größere Dauerhaftigkeit. Die gleiche Eigenschaft hat auch das Licht, es leuchtet nicht bloß sich selbst, sondern auch den anderen. Da also Gott dir die gleiche Aufgabe zugewiesen hat, so nütze auch dem, der in Finsternis sitzt. Gib ihm zu verstehen, dass er dir früher dein Eigentum, mit Gewalt genommen; sage ihm, dass er es dir nicht geraubt habe. Auf diese Weise wirst auch du selbst viel lobenswerter und ehrenvoller dastehen, wenn du zeigst, dass du ein Geschenk gemacht hast, nicht aber beraubt worden bist. Verwandle also seine Sünde durch deine Sanftmut in deine eigene Freigiebigkeit. Solltest du aber dies für etwas besonders Großes halten, so gedulde dich nur ein wenig, und du wirst sehr deutlich erkennen, dass du noch nicht am Ende der Vollkommenheit angelangt bist. Er, der diese Weisungen S. 329 über die Geduld und Leiden gegeben, bleibt auch hier nicht stehen, sondern geht noch weiter und sagt:

V.41: „Wenn jemand dich zu einer Meile Weges zwingt, geh zwei mit ihm.“

Siehst du da den Heroismus der Tugend? Nachdem du bereits dein Kleid und deinen Mantel gegeben, sollst du deinem Feind auch noch erlauben, selbst deinen nackten Leib zu mühsamer Arbeit zu gebrauchen! Der Herr will eben, dass wir alles gemeinsam haben, unsere Leiber und unseren Besitz, ob es sich nun um Bedürftige handelt oder um solche, die uns míßbrauchen wollen. Das eine ist wahre Männlichkeit, das andere wahre Nächstenliebe. Deswegen sagt er: „Wenn jemand dich zu einer Meile nötigt, geh zwei mit ihm.“ Damit führt er dich nochmals auf eine höhere Stufe der Vollkommenheit, und heißt dich dieselbe Hochherzigkeit betätigen. Wenn er aber schon für die anfangs erwähnten Dinge, die doch viel geringer waren als diese, so außerordentliche Seligpreisungen bereit hatte, so bedenke, welches Los erst derer harrt, die solche Tugend üben, und was auch schon vor Empfang des endgültigen Siegespreises denen zuteil werden wird, die trotz ihres menschlichen leidensfähigen Körpers doch so leben, als hätten sie gar kein Empfinden mehr. Wenn ihnen weder Beschimpfungen und Schläge noch Beraubung Schmerz verursacht, wenn sie vor keiner anderen ähnlichen Unbill zurückschrecken, sondern im Gegenteil durch das Leiden nur um so hochherziger werden, so erwäge, mit welchen Gnaden ihre Seele wird ausgerüstet werden! Das ist also der Grund, weshalb der Herr auch hier dasselbe Verhalten vorschrieb, wie bei Misshandlungen und bei Wegnahme unseres Eigentums. Was rede ich doch da gleichsam von Beschimpfungen und Eigentum? Selbst wenn man deinen eigenen Leib zu Mühsal und Arbeit gebrauchen will, und wenn diese auch unverdient sind, auch da sei wieder siegreich und überwinde das ungerechte Verlangen deines Gegners. Das „Nötigen“ bedeutet hier nämlich das ungerechte, das widerrechtliche Bedrohen. Aber auch da sollst du bereit sein, noch mehr zu ertragen, als der andere dir zumutet.

S. 330

V.42: „Gib dem, der dich um eine Gabe anspricht, und wende dich nicht ab von dem, der von dir ein Darlehen erbittet.“

Dies ist leichter zu beobachten als das andere. Doch wundere dich darüber nicht. Der Herr macht es immer so, dass er abwechselnd Schweres und Leichtes bringt. Wenn aber dies im Vergleich zum Früheren leicht ist, so sollen jetzt diejenigen sich in achtnehmen, die fremdes Eigentum wegnehmen und ihr Geld mit Dirnen teilen. Die bereiten sich eine zweifache Hölle, ob ihres unrechtmäßigen Erwerbes und ob dessen schändlicher Verwendung. Unter Darlehen versteht er aber hier nicht eine Zinsverschreibung, sondern die unentgeltliche Nutznießung. An einer anderen Stelle dehnt er dieses Gebot sogar noch weiter aus und sagt, man soll auch denen geben, von denen man nichts wieder zurück erwartet.

V.43: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.

V.44: Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet für die, die euch misshandeln; segnet diejenigen, die euch fluchen, tut Gutes denen, die euch hassen,

V.45: auf dass ihr ähnlich werdet eurem Vater, der im Himmel ist; denn er lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und die Guten, lässt regnen über die Gerechten wie über die Ungerechten.“

Siehe, wie Christus uns hier den höchsten Inbegriff der Tugend vor Augen stellt! Um ihretwillen lehrte er uns, den, der uns schlägt, nicht bloß zu ertragen, sondern ihm sogar noch die rechte Wange darzubieten, außer dem Kleide nicht bloß den Mantel dazuzugeben, sondern auch zwei Meilen mit dem zu gehen, der uns zu einer zwingen will, eben damit wir mit aller Leichtigkeit das auf uns nehmen, was noch viel schwerer ist als dies. Und was ist denn noch schwerer als dies, fragst du? Dass wir dem, der uns solches antut, nicht einmal Feind seien! Ja, noch mehr als das! Der Herr sagte nicht: Du sollst nicht hassen, sondern: „Du sollst lieben“; er sagte nicht: Tu deinem Feind nichts Böses, sondern: Tu ihm Gutes.


  1. Gen 2,25 ↩

  2. Jes 20,3 ↩

  3. Gen 39,12 ↩

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